Angōra [2]

[524] Angōra (Engüri), Hauptstadt des gleichnamigen türkisch-kleinasiat. Wilajets, am Engürisu, einem Zufluß des Sakaria, und am Fuß eines steilen Burgfelsens. Die von einer aus alten Bautrümmern zusammengesetzten Mauer umgebene Stadt hat meist enge, unregelmäßige Straßen, über 80 Moscheen und 17–18 Chane und ist mit Skutari durch eine über Eskischehr führende Eisenbahn verbunden. A. hat 30,000 Einw., davon 2/3 Türken, fast 1/3 katholische Armenier, ferner Griechen und Juden. Für jede der drei christlichen Sekten residiert in A. ein Erzbischof. Der ganz in den Händen der Armenier befindliche Handel bringt besonders rohe Wolle (von den Angoraziegen; jährlich 11/2 Mill. kg), Gelbbeeren (Rhamnus tinctorius), Krapp, Mastix zur Ausfuhr. – A. ist das alte Ankyra in Galatien, die Hauptstadt der Tektosagen und später, durch Augustus, die von Galatien, wurde als Mittelpunkt der Heerstraße von Byzantion nach Syrien Hauptstapelplatz des Karawanenhandels. Aus Dankbarkeit erbauten die Bewohner dem römischen Kaiser und der Dea Roma das (in seinen Trümmern noch vorhandene) Augusteum, auf dessen Unterbau die von Augustus selbst verfaßte Übersicht seiner Taten eingegraben war. Von diesem Monumentum (Marmor) Ancyranum sind seit 1553 bedeutende Fragmente abgeschrieben und von verschiedenen Gelehrten (am besten von Mommsen in »Res gestae divi Augusti«, 2. Aufl., Berl. 1883) erklärt worden; einen Gesamtabklatsch nahm 1882 K. Humann für die Berliner Akademie. Nach der Einführung des Christentums war A. der Sitz eines Metropoliten und der Versammlungsort zweier Konzile (315 und 358). 621 wurde A. von den Arabern erobert, kam dann wieder in die Gewalt von Byzanz und ward 1360 von Murad I. dem Türkenreich einverleibt. In der Nähe verlor Bajesid I. 20. Juli 1402 an den Mongolen Timur Thron und Freiheit.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 524.
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