Bankgebäude

[350] Bankgebäude (hierzu Tafel »Bankgebäude« mit Text) werden je nach Art und Umfang des Geldverkehrgeschäfts, dem sie dienen, sehr verschieden gestaltet. In der Regel bedürfen sie dreier Raumgruppen, und zwar für die Direktion, die Bureaus, die Kasse; dazu die erforderlichen Nebenräume für Bankpersonal und Publikum. Allgemeine Forderungen erstrecken sich auf bequeme Zugänglichkeit der Räume für das Publikum, getrennte Eingänge für dieses und für die Beamten, Feuer- und Diebessicherheit. Die Räume der Direktion müssen bequem für den Verkehr mit dem Publikum und mit den Bureaus, welche die Arbeit unmittelbar von ihr erhalten, liegen; auch Makler-, Börsen-, Konferenzzimmer u. dgl. werden in der Nähe der Direktionsräume angeordnet. Bei den Bureauräumen (Zimmer für Korrespondenz, Buchhalterei, Registratur, auch Liquidationssäle zur Verrechnung mit andern Geschäftshäusern u. dgl.) sind solche für den innern Dienst und solche für den Verkehr mit dem Publikum zu unterscheiden und dem entsprechend zu disponieren. Haupterfordernis ist gutes Licht; zu seiner Erzielung und um mit der Einteilung der Plätze ganz unabhängig von den Fenstern zu sein, empfiehlt sich Oberlicht oder Auflösung der Fensterwände in große Lichtflächen. Das gleiche gilt von den Kassen, bei denen die Trennung der Beamten vom Publikum, wenn diesem besondere Räume angewiesen sind, durch Schalter, wenn es im Kassenraume selbst verkehrt, mittels schrankenbildender Zahltische erfolgt. In letzterm Falle kann der dem Publikum zugewiesene Raum an einer Schmalseite oder gangartig an einer Langseite des Kassensaales abgeteilt sein, oder er umgibt ring- oder hufeisenförmig den Arbeitsraum der Beamten; für das Lombardgeschäft werden die Plätze des Publikums vor den Zahltischen wohl auch zellenförmig abgeteilt. Bei Schaltereinrichtung bringt man neuerdings das Publikum gern in einem großen, mit Oberlicht beleuchteten und mit Sitzplätzen und Schreibtischen oder -Pulten ausgestatteten Mittelraum unter, um den die Zahlstellen ringsherum liegen. Wo Kassengeschäfte zu bestimmten Zeiten unter starkem Andrange (durch Kassenboten) besorgt werden, legt man auch wohl besondere »Couponkassen« an. – Werden die angeführten Anlagen für Geldbanken im allgemeinen genügen, bei denen die Kasse die Hauptrolle spielt, so ist bei den Bodenkredit-(Hypotheken-)banken besonderes Gewicht auf die Bureauräume zu legen, darunter insbes. Registraturen von größerer Ausdehnung, besondere Räume für die Aufbewahrung der Hypothekendokumente etc., bei den Versicherungsbanken Räume für die statistischen Bureaus.

Ein Muster einer kleinen Privatbank zeigt Fig. 5, zugleich ein Beispiel für hufeisenförmige Anordnung des Publikumraumes um den Beamtenarbeitsraum. Klare Sonderung der drei typischen Raumgruppen bei Schrankenanordnung und tunlichster Freihaltung des Raumes für erwünschte Umänderungen zeigt die [350] Norddeutsche Bank in Hamburg (Fig. 1). Die Tresore liegen hier im Keller, im Obergeschoß die Buchhalterei, Spezialbureaus und die Direktorwohnung. Als Beispiel für eine Filiale der deutschen Reichsbank, bei denen im Erdgeschoß die Geschäftsräume, im Obergeschoß Dienstwohnungen angeordnet zu werden pflegen, ist in Fig. 3 die Reichsbankstelle in Köln abgebildet. Sie nähert sich dem Typus mit großem Mittelraume für das Publikum, dem namentlich die großen Bankinstitute folgen, und der unter andern in der Darmstädter Bank in Berlin (Fig. 2) einen Vertreter hat, bei dem die Raumverteilung nicht, wie dies namentlich in den Geschäftsvierteln von Großstädten häufig der Fall, durch Grundstückschwierigkeiten beeinträchtigt ist. Im Kellergeschoß befindet sich in der Mitte eine umfangreiche Tresoranlage, daneben die Bureaus der Effektenbuchhalterei, vorn die Wohnung des Hausmeisters und ein Publikumraum für die safes deposits. Das Obergeschoß enthält die Direktionsräume. In Fig. 6 ist als Beispiel einer Bodenkreditbank die Norddeutsche Grundkreditbank in Berlin gegeben. Das Gebäude, ein Eckhaus, enthält im Erdgeschoß die Geschäftsräume der Bank, in den Obergeschossen Wohnungen. Banklokal und Wohnungen haben getrennte Eingänge. Eine Versicherungsbank, und zwar die Lebensversicherungsbank in Lübeck, gibt Fig. 4. Eine Eigentümlichkeit der sehr klar disponierten Anlage sind die feuerfesten Wandschränke in den Fensterpfeilern. Im Obergeschoß liegen die Direktorwohnung und ein zweites Archiv. Ein Beispiel der großen staatlichen Bankanstalten zeigt Fig. 7: die Reichsbank in Berlin. Auf einem Bauplatze von ungefähr 12,000 qm in zwei Zeitabschnitten errichtet, enthält sie im Erdgeschoß des ältern Teiles der Hauptsache nach Kassenräume, im Obergeschoß die Räume des Hauptbankdirektoriums, das Diskontokontor, das Archiv und den Sitzungssaal für den Bankausschuß sowie die Wohnung des Bankpräsidenten. Der Erweiterungsbau dient im wesentlichen zur Unterbringung des Kontors für Wertpapiere (300 Beamte). Das Publikum verkehrt in der Mitte der Säle zwischen den Zahltischen. Im Erdgeschoß liegen Buchhalterei, Effektenannahme und Registratur, im Keller die Tresore, im ersten Stock die Zinsauszahlung und im zweiten Stock die Wohnung des Kontordirektors. Über die Tresore s. den Text auf beifolgender Tafel.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 350-351.
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