Carvalho

[785] Carvalho (spr. -wálju), Jozé da Silva, portug. Minister, geb. 19. Dez. 1782 in Dianteiras (Provinz Beira), gest. 7. Sept. 1856, erhielt, wegen seiner freisinnigen Richtung zurückgesetzt, erst 1810 eine Anstellung als Richter. Als 24. Aug. 1820 die Revolution in Oporto ausbrach, ward C. Mitglied und Sekretär der provisorischen Junta und 1821 Mitglied der Regentschaft. Johann VI. erhob C. 1821 zum Justizminister, in welcher Stellung er bis zur Gegenrevolution 1823 blieb. Dann floh C. nach England. Als der neue König Dom Pedro 1826 die konstitutionelle Charte gegeben, kehrte C. nach Portugal zurück, mußte aber nach dem Staatsstreich Dom Miguels (1828) wieder nach England fliehen. Nach Dom Pedros[785] Rückkehr nach Europa gewann ihn C. in Cherbourg 1831 für die Befreiung Portugals, wurde Mitglied des Vormundschaftsrats für die Königin und nach der Landung in Portugal Direktor der Zivilverwaltung bei der Armee und Präsident des Tribunals der Justiz und des Krieges. Im Dezember 1832 übernahm er das Finanzministerium. Er bewirkte damit die Befreiung Portugals von Dom Miguel. Als Finanzminister machte er sich durch eine Reihe von Reformen sehr verdient und stellte den Staatskredit wieder her. Als die Revolution vom 10. Sept. 1836 zugunsten der Konstitution von 1820 ihn wieder stürzte, zog er sich von den öffentlichen Angelegenheiten zurück, beteiligte sich aber bei der unglücklichen Gegenrevolution vom 3. Nov. 1836. Obgleich verleumdet und bedroht, hielt C. in Portugal aus, war an der Herstellung der Pedristischen Charte durch die Empörung zu Oporto 1842 beteiligt und trat wieder in den Staatsrat.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 785-786.
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