Celsus

[834] Celsus, 1) einer der sogen. Dreißig Tyrannen, Gegenkaiser des Gallienus in der Provinz Africa, schon nach sieben Tagen ermordet.

2) Aulus Cornelius, röm. Schriftsteller, lebte in der ersten Hälfte des 1. Jahrh. n. Chr. (unter Tiberius bis Nero) und verfaßte eine Enzyklopädie, in der er Landwirtschaft, Medizin, Rhetorik, Philosophie und Kriegswesen behandelte. Erhalten sind davon nur die acht Bücher: »De medicina«, worin aus den bestehenden ärztlichen Systemen das Brauchbarste und Haltbarste mit gesundem Urteil ausgelesen und zugleich die einzelnen Lehren der Medizin in systematischen Zusammenhang gebracht sind; besonders wertvoll sind die chirurgischen Abschnitte. Herausgegeben von Renzi (Neapel 1851–52, 2 Bde.), Daremberg (Leipz. 1859); übersetzt von Ritter (Stuttg. 1840) und Scheller (Braunschw. 1846); lateinischer Text mit französischer Übersetzung, Kommentar und Abbildungen von Védrènes (Par. 1875). Die Fragmente von C.' übrigen Schriften in Kissels »Monographie über C.« (Gießen 1844).

3) C., eklektischer Philosoph und Freund Lukians, schrieb um 178 in seinem »Wahren Wort« die erste beachtenswerte Polemik gegen das Christentum, von der uns in der Gegenschrift des Origenes »Contra Celsum« (acht Bücher) ziemlich bedeutende Fragmente erhalten sind. Er greift das Christentum an wegen seiner blinden Gläubigkeit bei innerer Parteispaltung, wegen seines anthropomorphistischen Gottesbegriffs bei spiritualistischer Schwärmerei, wegen seines Schuldbewußtseins bei weltverachtendem Hochmut und wegen seines philosophisch nicht haltbaren Erlösungsbegriffs. Versuche zur Wiederherstellung der Schrift lieferten Keim (»C.' wahres Wort«, Zür. 1873), AubéHistoire des persécutions«, Par. 1878) und Muth (»Der Kampf des heidnischen Philosophen C. gegen das Christentum«, Mainz 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 834.
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