Galliēnus

[289] Galliēnus, Publius Licinius, röm. Kaiser von 253–268, regierte erst mit seinem Vater Valerianus zusammen, dann seit dessen Gefangennehmung durch die Perser (260) ohne ihn. Die Zeit seiner Regierung war eine der unglücklichsten für das römische Reich. Am Rhein, an der Donau, am Euphrat wurden die Grenzen überall von den Feinden überschritten und die römischen Provinzen verwüstet, und dazu kamen noch eine furchtbare Pest, die 14 Jahre lang (252–266) im Reiche wütete, und die Aufstände der Legionen, die sich überall ihre eignen Kaiser setzten, deren man 30 (eigentlich nur 18–19), die sogen. »Dreißig Tyrannen«, zählte. G., nicht unbeanlagt und ein gewandter Dichter, aber ohne alle Energie, war der Not der Zeit nicht gewachsen; er gab den Orient völlig preis und ging auf in den Genüssen der Hauptstadt; bloß zuweilen raffte er sich zu einem Kriege gegen die auswärtigen Feinde oder gegen einen seiner Nebenbuhler auf. So zog er 268 gegen Aureolus (s.d.), der in Italien eingefallen war, und schloß ihn in Mailand ein, wurde aber während der Belagerung ermordet, worauf ihn der Senat, den G. durch die Ausschließung von der Offizierslaufbahn tief getroffen hatte, für einen Feind des Staates erklärte. Sein Nachfolger war der vom Heere gewählte M. Aurelius Claudius Gothicus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 289.
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