Charras

[892] Charras (spr. schará), Jean Baptiste Adolphe, franz. Militärschriftsteller, geb. 7. Jan. 1810 zu Pfalzburg in Lothringen, gest. 23. Jan. 1865 in Basel, führte im Juli 1830 eine Sturmkolonne der Pariser Aufständischen, trat dann in die Artillerie- und Ingenieurschule zu Metz, wurde aber 1833 entlassen. Kurz darauf doch zum Artillerieoffizier ernannt, tat er sich in Algier hervor. Am 7. April 1848 wurde er von der provisorischen Regierung zum Unterstaatssekretär im Kriegsministerium ernannt, hielt die Disziplin streng aufrecht und half, von der Nationalversammlung zum Generalstabschef im Kriegsministerium Cavaignacs, dessen Portefeuille er kurze Zeit provisorisch innegehabt, ernannt, den Juniaufstand unterdrücken. Nach Ludwig Bonapartes Wahl zum Präsidenten schied C. aus. Bei dem Staatsstreich 2. Dez. 1851 verhaftet, wurde er aus der Armeel iste gestrichen und verbannt. Er begab sich nach Belgien, dann nach dem Haag; 1858 vermählte er sich mit einer Enkelin der durch Goethes »Werther« berühmten Charlotte Buff und lebte später in Basel. Im Exil schrieb er: »Histoire de la campagne de 1815. Waterloo« (Brüssel 1858, 2 Bde.; 6. Aufl., Par. 1869; deutsch, Dresd. 1858), worin er mit übergroßer Schärfe die Fehler Napoleons I. nachzuweisen suchte. Unvollendet erschien nach seinem Tode: »Histoire de la guerre de 1813 en Allemagne« (Leipz. 1866; 2. Aufl., Par. 1870; deutsch, Leipz. 1867).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 892.
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