Dmítrijew

[67] Dmítrijew, Iwan Iwanowitsch, russ. Dichter und Staatsmann, geb. 20. (9.) Sept. 1760 im Gouv. Simbirsk, gest. 15. (3.) Okt. 1837 in Moskau, genoß seine erste Ausbildung zu Kasan und Simbirsk und trat als 14jähriger Knabe in die Schule des Semenowschen Garderegiments zu Petersburg, aus der er später in den aktiven Dienst überging. Nachdem er unter der Regierung Pauls I. mit dem Rang eines Obersten seinen Abschied erhalten, wurde er Oberprokurator im Senat, zog sich aber schon 1802 nach Moskau in das Privatleben zurück. Unter Alexander I. trat D. von neuem in den Staatsdienst, war von 1810 bis 1814 Justizminister und lebte dann bis zu seinem Tod als Privatmann in Moskau. D. und sein Freund Karamsin verfolgten dieselbe literarische Richtung im gemeinsamen Kampf gegen die Anhänger des Kirchenslawischen, indem D. die Poesie von den Fesseln befreite, von denen Karamsin die Prosa erlöst hatte. Berühmt wurde seine gegen seine literarischen Gegner gerichtete Satire »Fremde Meinung« (1795). Die Franzosen, namentlich Lafontaine (dessen Fabeln D. vorzüglich ins Russische übertragen hat), wurden seine Muster, und durch sie gewannen seine Erzeugnisse die leichte und gefällige Form, die sie vor der frühern schwerfälligen russischen Poesie auszeichnet. Sein größtes Werk ist das episch-dramische Gedicht »Jermak, der Eroberer von Sibirien«; außerdem lieferte er heroische Oden, zahlreiche Lieder, geschmackvoll und naiv vorgetragene Fabeln und Erzählungen, von denen vieles, besonders das leicht Singbare, in den Mund des Volkes übergegangen ist. Sehr interessant sind die von D. hinterlassenen Memoiren »Ein Blick auf mein Leben« (Mosk. 1866, 3 Tle.). Seine »Sämtlichen Schriften« erschienen Moskau 1795 (6. Ausg. 1822, 6 Bde.); Übersetzungen in Borgs »Poetischen Erzeugnissen der Russen« (Riga 1821, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 67.
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