Dosso Dossi

[143] Dosso Dossi, ital. Maler, eigentlich Giovanni di Nicolò Lutero, geb. 1479 auf ferraresischem Gebiet, gest. 1542 in Ferrara, lernte bei Lorenzo Costa in Bologna und schloß sich daher eng an den strengen Stil der ferraresischen Schule an, den er erst in der letzten Zeit seiner Tätigkeit zu größerer Freiheit entwickelte, vermutlich unter dem Einfluß der römischen und venezianischen Schule. Er war 1512 für den Fürstenhof in Mantua, 1532 in Trient tätig. Seinen Beinamen D. hat er erst um 1532 angenommen und zeichnete sich deshalb auf seinen Bildern mit einem aus einem D und einem Knochen (ital. osso) bestehenden Monogramm. Er war ein Freund Ariostos und mit diesem in seiner romantischen Auffassung verwandt. Seine Hauptwerke sind: ein großes für Sant' Andrea in Ferrara gemaltes Altarbild mit der thronenden, von Engeln und Heiligen umgebenen Madonna (in der dortigen Galerie), die Madonna in der Glorie (im Dom), die Himmelfahrt Mariä (in San Pietro) und die heilige Nacht (in der Galerie zu Modena), die Vision der vier Kirchenväter (in der Dresdener Galerie), alle gleich hervorragend durch Größe und Energie der Charakteristik, durch Tiefe der Empfindung und durch leuchtende, reiche Färbung, die zusammen eine feierliche Stimmung hervorrufen, zu der die Landschaft bedeutend mitwirkt. Für seine Neigung zur Romantik charakteristisch ist die Zauberin Circe in einer Waldlandschaft (Galerie Borghese in Rom). Ein Brustbild des heil. Georg (in der Galerie zu Hamptoncourt) ist in mehreren Kopien verbreitet. – Sein Bruder Giovanni Battista (gest. 1546) soll die Landschaften auf seinen Bildern gemalt haben.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 143.
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