Eisenbahnbeamtenvereine

[513] Eisenbahnbeamtenvereine sind Verbindungen von Eisenbahnbediensteten zur Förderung ihrer geistigen, materiellen Interessen oder der Geselligkeit. Zu den deutschen rein technischen Vereinen gehören der Architektenverein in Berlin, der Polytechnische Verein in München, der Sächsische Architektenverein in Dresden, der Österreichische Ingenieur- und Architektenverein in Wien und der Ungarische Ingenieur- und Architektenverein in Budapest, der Deutsche Polytechnische Verein in Böhmen (Prag). In bezug auf wissenschaftliche Pflege des Eisenbahnwesens nicht bloß nach der technischen Seite hin nimmt der Verein für Eisenbahnkunde in Berlin (gegr. 1842) eine hervorragende Stellung ein. Die Beamten und Arbeiter der preußischen Staatseisenbahnverwaltung haben sich neuerdings, besonders in den Verwaltungs- und Verkehrszentren, vielfach zu »Eisenbahnvereinen« zusammengeschlossen, die nicht allein geselligen und Bildungszwecken, sondern auch wirtschaftlichen Zwecken (durch Errichtung von Unterstützungs- und Darlehnskassen) dienen und namentlich auch das Gefühl der Zusammengehörigkeit fördern sollen. Der Eisenbahnbeamtenverein in Hannover mit einer großen Zahl von Ortsgruppen hat sich besonders den Rechtsschutz der Beamten zur Aufgabe gestellt. Daneben haben die einzelnen Kategorien der Beamten (Stationsbeamte, Bahnmeister, Lokomotivbeamte etc.) vielfach Vereinigungen zur Wahrnehmung und Vertretung ihrer besondern Interessen (z. T. durch eigne Fachzeitschriften) geschaffen. Von den Eisenbahnbeamtenvereinen der übrigen deutschen Länder hat der 1896 begründete Bayrische Eisenbahnerverband, der Beamte und Arbeiter umfaßt (s. Eisenbahnarbeiterbewegung), eine bemerkenswerte Wirksamkeit entfaltet. Zur Förderung der für den verantwortlichen und gefahrvollen Eisenbahndienst besonders wertvollen Enthaltung vom Genuß alkoholischer Getränke hat sich 1902 ein Deutscher Verein enthaltsamer Eisenbahner gebildet, der es schnell zu einer stattlichen Mitgliederzahl gebracht hat. In der Schweiz und in Frankreich sind gleichartige Vereinigungen entstanden. In Österreich ist unter den Eisenbahnbeamtenvereinen zur Förderung der geistigen Interessen der Mitglieder und der Geselligkeit in erster Reihe der Klub österreichischer Eisenbahnbeamten in Wien (gegr. 1877) zu nennen. Besonders entwickelt und gut organisiert sind die E. in England, wo namentlich der größte Selbsthilfeverein der Bahnbediensteten, die Amalgamated Society oi Railway Servants, meist Lokomotivführer, Feuerleute (Heizer), Zugführer, Bremser, Signalwärter etc. von bemerkenswertem Einfluß ist. Auch in Dänemark sind die E. in hohem Maß ausgebildet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 513.
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