Elze [2]

[741] Elze, Karl, Literarhistoriker (Anglist), geb. 22. Mai 1821 in Dessau, gest. 22. Jan. 1889 in Halle, studierte 1839–45 in Leipzig unter Hermann und in Berlin unter Böckh klassische Philologie, wandte sich jedoch bald den modernen Sprachen und Literaturen, insbes. der englischen, zu und unternahm wiederholte Studienreisen nach England und Schottland. Lange Jahre war er als Lehrer am Gymnasium seiner Vaterstadt tätig, bis er Ostern 1875 auf den neugegründeten Lehrstuhl für englische Sprache und Literatur an der Universität Halle berufen wurde. Zu seinen ersten Schriften gehörten sein »Englischer Liederschatz« (1851; 5. Aufl., Halle 1869) und die »Atlantis, Zeitschrift für Leben und Literatur in England und Amerika« (Dess. 1853–54). In seinen kritischen Ausgaben des »Hamlet« (Leipz. 1857; neue Bearbeitung, Halle 1882), des »Alphonsus, emperor of Germany« von G. Chapman (das. 1867) und des Dramas »When you see me, you know me« von S. Rowley (Dessau u. Lond. 1874) bemühte er sich, die strenge Methode der klassischen Philologie auf die moderne zu übertragen; die beiden letztgenannten, für die Shakespeareforschung bedeutsamen Stücke wurden überdies durch ihn zum erstenmal herausgegeben. Nach Bodenstedts Rücktritt übernahm er die Redaktion des »Jahrbuches der deutschen Shakespeare-Gesellschaft«, von dem er Bd. 3–14 (1867–79) herausgab. Eine Auswahl seiner Beiträge zu diesem erschien als »Abhandlungen zu Shakespeare« (Halle 1876), die ältern in englischer Übersetzung von Dora Schmitz u. d. T.: »Essays on Shakespeare« (Lond. 1874). Eine Zusammenfassung seiner wertvollen Studien und Forschungen ist das große biographischkritische Werk »William Shakespeare« (Halle 1876; engl. von D. Schmitz, Lond. 1888). Von seinen übrigen Schriften nennen wir noch: »Eine Frühlingsfahrt nach Edinburg« (Dessau 1860); »Nach Westen«, Übersetzungen englischer und amerikanischer Gedichte (das. 1860); »Die englische Sprache und Literatur in Deutschland« (Dresd. 1864); die Biographien »Sir Walter Scott« (das. 1864, 2 Bde.) und »Lord Byron« (Berl. 1870, 3. Aufl. 1886; engl., Lond. 1872); »Der englische Hexameter« (das. 1867); »Vermischte Blätter« (Köth. 1875); »Notes on Elizabethan dramatists« (Halle 1880–86, 3 Bde.; neue Ausg. in 1 Bd. 1889) und den »Grundriß der englischen Philologie« (das. 1887, 2. Aufl. 1888), außerdem einen Band »Gedichte« (das. 1878, 2. Aufl. 1881). Vgl. den Nekrolog im »Jahrbuch der deutschen Shakespeare-Gesellschaft«, Bd. 24 (Weim. 1889).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 741.
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