Englische Komödianten

[806] Englische Komödianten, Schauspieler, die in der Blütezeit des englischen Dramas Streifzüge auf das Festland, besonders nach Deutschland, unternahmen und dort die Werke Shakespeares und seiner Zeitgenossen zur Darstellung brachten. 1585 kamen e. K. nach Dänemark, 1586 nach Dresden an den kurfürstlichen Hof; in den folgenden Jahrzehnten wurden sie besonders von dem Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel und von dem Herzog Heinrich Julius von Braunschweig begünstigt, an dessen Hof der Schauspieldirektor und Clown Sackeville in ein bleibendes Dienstverhältnis trat. Außer ihm haben besonders die Schauspieler Spencer, Brown und Reynolds in Deutschland Beifall gefunden. Im Laufe der Zeit gingen diese Schauspieler von den Vorstellungen in englischer Sprache zu solchen in deutscher Sprache über und nahmen immer mehr Mitglieder[806] deutscher Herkunft auf. Dadurch haben sie zur Begründung des deutschen Theaters den entscheidenden Anstoß gegeben. Sie hatten mehrere der größten Meisterwerke des englischen Dramas, freilich in rohen Überarbeitungen, auf ihrem Repertoire, unter andern »Romeo und Julia«, »Hamlet«, »König Lear«. Einige ihrer Repertoirestücke, z. B. Marlowes »Faust«, haben sich noch lange auf dem Puppentheater erhalten. Die erste Sammlung der »Englischen Comedien« erschien Leipzig 1620, die zweite u. d. T. »Liebeskampf« 1630. Neue Ausgaben ausgewählter Stücke besorgten Tittmann (Leipz. 1880) und Creizenach (für Kürschners »Deutsche Nationalliteratur«, Bd. 23, Stuttg. 1889), letztere mit wertvoller Einleitung. Vgl. Cohn, Shakespeare in Germany (Lond. 1865); Herz, Englische Schauspieler und englisches Schauspiel zur Zeit Shakespeares in Deutschland (Hamb. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 806-807.
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