Falklandinseln

[295] Falklandinseln (spr. faokländ-), brit. Archipel im südlichen Atlantischen Ozean, 50 km östlich der Magalhãesstraße, zwischen 51–53° südl. Br. und 57–62° westl. L., besteht aus zwei, durch den Falklandsund getrennten großen Inseln (Westfalkland, 200 km lang, und Ostfalkland) nebst 200 kleinen und hat 12.532 qkm Fläche. Die Klisten der Hauptinseln sind auffallend zerrissen und an schönen Häfen reich. Das Innere ist torfig und eben oder sanft ansteigendes Hügel land, Mount Adam erreicht 708 m. Geologisch schließen sich die F. nicht dem benachbarten Festland an; sie bestehen vielmehr aus gefalteten Tonschiefern oder Schiefertonen, Mergeln und Sandsteinen von paläozoischem Alter; die devonischen Ablagerungen sind durch Fossilien charakterisiert, die eine große Ähnlichkeit mit denjenigen gleichalteriger Ablagerungen in Südafrika besitzen. Von Mineralien kennt man Eisen- und Bleierze sowie Kohlen. Zahlreiche kleine Bäche und schöne Seen geben dem Land reiche Bewässerung. Das Kl ima ist ein sehr gleichmäßiges, feuchtes Seeklima. Hitze und große Kälte sind unbekannt; die Mitteltemperatur ist im Januar 9,8°, im Juli 2,5°, im Jahr 6,1° bei einem Maximum von 18,3°, einem Minimum von -1,1°. Der Regenfall (500 mm im Jahr) ist gleichmäßig verteilt. Die Winde, namentlich die von W. und S., wehen mit großer Heftigkeit. Die Flora der F. schließt sich eng an die des Feuerlandes an. Endemische Gattungen fehlen ganz. Die Inseln sind von hohem Grasrasen dicht bekleidet, der sich über mächtigen Torflagern ausbreitet. Sehr harzreich ist eine Dolde (Azorella glebaria). Das Tussokgras (Dactylis caespitosa) bildet 1–2 m hohe, ausgebreitete Garben von schilfähnlichem Wuchs und verleiht nebst dem als Futterpflanze dienenden Rohr Arundo pilosa und andern Gräsern den Inseln ihr landschaftliches Gepräge. Die wenigen Holzgewächse, (Chiliotrichum amelloides, Pernettya empetrifolia) bilden ein immergrünes, niedriges Gestrüpp; die völlige Baumlosigkeit, eine Folge der heftigen Winde, unterscheidet die F. von dem antarktischen Gebiete des Festlandes. Die Fauna gleicht der patagonischen, ist aber viel ärmer. Von Säugetieren findet sich noch der antarktische Fuchs (Pseudalopex antarcticus), von Standvögeln der Scheidenschnabel und eine Entenart, Insekten und Mollusken sind nur wenig vertreten. Die Bevölkerung besteht allein aus Kolonisten, 1901: 2043; in Port Stanley residert auch ein anglikanischer Bischof, dessen Diözese ganz Südamerika außer Britisch-Guayana umfaßt. Acker- und Gartenbau (Gerste, Hafer, Kartoffeln, Gemüse) treten gegen die Viehzucht zurück. Man zählte 1891: 3824 Pferde, 6321 Rinder, 367,344 Schafe, Schweinezucht ist gering, die eingeführten Kaninchen und Hafen haben sich, wie viele verwilderte Haustiere, schnell vermehrt. Die Fischerei ist belanglos. Bergbau wird nicht betrieben, doch sind Eisen- und Bleierze sowie Kohle vorhanden. Ausgeführt werden Wolle, Schaffelle und Talg, 1892 auch gefrorne Schafkörper; 1900 betrug die Ausfuhr 2,3, die Einfuhr 1,3 Mill. Mk. Die F. sind eine Kronkolonie unter einem Gouverneur und einem Gesetzgebenden Rat. Hauptort ist Port Stanley an der Nordostküste von Ostfalkland mit gutem Hafen und 700 Einw. – Die F. wurden 1592 von dem Engländer Davis entdeckt und 1594 von Hawkins Maiden-Land genannt. Ein andrer Engländer, Strong, gab 1690 der Straße zwischen den beiden Hauptinseln den Namen Falklandsund, der später auf die Inselgruppe selbst übertragen wurde. Zu Anfang des 18. Jahrh. wurden die Inseln öfters von französischen Seefahrern aus St.-Malo besucht und erhielten danach den Namen Iles Malouines. Die urspünglich unbewohnten Inseln wurden zuerst 1764 von dem Franzosen Bougainville zum Gegenstand eines Kolonisationsversuchs gemacht, während die Engländer 1765 sich in Westfalkland festsetzten. Die Spanier erwirkten von der französischen Regierung die Abtretung der Niederlassung, und die Engländer zogen sich 1774 von den Inseln zurück. Die argentinische Regierung nahm 1820 als Nachfolgerin der spanischen von den Inseln Besitz und verlieh sie einem Hamburger, Louis Vernet, der aber infolge eines Streites mit amerikanischen Robbenschlägern vertrieben wurde. England ergriff 1835 aufs neue Besitz von den Inseln und ist seitdem darin verblieben. Vgl. Snow, A two years cruise off Tierra del Fuego, the Falkland islands etc. (Lond. 1857, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 295.
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