Faulmann

[353] Faulmann, Karl, Stenograph und Schriftsteller, geb. 24. Juni 1835 in Halle a. S., gest. 28. Juni 1894 in Wien, kam als Schriftsetzer 1855 in die Staatsdruckerei zu Wien, wo er 1856 Lettern zum Druck der Gabelsbergerschen Stenographie herstellte. 1861 wurde er Lehrer der Gabelsbergerschen Stenographie, 1868 Mitglied der staatlichen Prüfungskommission für diese, 1884 Professor der Stenographie. Er entwarf 1866 eine »Radikalreform« der Gabelsbergerschen Stenographie und arbeitete dann ein eignes einfaches System der Stenographie aus, das 1874 unter dem Namen »Phonographie« von dem Bürgerschullehrer Braut in Wien veröffentlicht wurde und durch seine einheitliche Auslautvokalisation großen Einfluß auf die Entwickelung der deutschen Stenographie gewann (Näheres mit Schriftprobe vgl. Artikel »Stenographie«). 1880 trat F. selbst als Erfinder seiner Schrift auf, die er »phonetische Stenographie« nannte; die 1880 eingeführte eigne phonetische Orthographie wurde aber 1884 wieder beseitigt, wobei die Schrift auch sonstige Änderungen erfuhr. Sie hat namentlich in Österreich Verbreitung gefunden und wurde 1901 von 17 Vereinen mit 1351 Mitgliedern vertreten. Von seinen stenographischen Schriften sind außer vielen Lehrmitteln für Gabelsbergersche StenographieGabelsbergers stenographisches Lehrgebäude«, Wien 1860, 35. Aufl. 1899; »Stenographische Unterrichtsbriefe«, 1877, 3. Aufl. 1895) zu nennen: »Entwickelungsgeschichte des Gabelsbergerschen Systems der Stenographie« (Wien 1868), »Die Phonographie in ihrem Verhältnis zur Kurrentschrift und Stenographie« (1878), »Anleitung zur phonetischen Stenographie« (1883, 7. Aufl. 1899), »Historische Grammatik der Stenographie« (1887), »Geschichte und Literatur der Stenographie« (1895). Vgl. »Wiener Stenographische Presse«, 1894, Nr. 4; »Chronik des Zentralvereins für Faulmannsche Stenographie in Wien«, April 1901. Daneben beschäftigte F. sich mit eingehenden wissenschaftlichen Studien auf den verschiedensten Gebieten und veröffentlichte unter anderm »Das Buch der Schrift« (Wien 1878, 2. Aufl. 1880), »Illustrierte Geschichte der Schrift« (das. 1880), »Illustrierte Kulturgeschichte« (1881), »Illustrierte Geschichte der Buchdruckerkunst« (1882), »Die Erfindung der Buchdruckerkunst« (1891), »Etymologisches Wörterbuch« (1893), »Im Reiche des Geistes, Geschichte der Wissenschaften« (1894).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 353.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika