Franzensbad

[1] Franzensbad, Stadt und berühmter Badeort in Böhmen, Bezirksh. Eger, 4,5 km nördlich von dieser Stadt auf einer sanft gegen S. geneigten Hochebene, 450 m ü. M., zwischen den Ausläufern des Böhmerwaldes, des Erz- und Fichtelgebirges, an den Linien Tirschnitz-F. der Buschtěhrader Eisenbahn, Reichenbach-Eger der Sächsischen und Hof-Eger der Bayrischen Staatsbahn, hat eine katholische, eine evangelische und eine russ. Kirche, Synagoge, Kurhaus, schöne Kolonnaden, vier Badeanstalten mit vorzüglichen Badeeinrichtungen (700 Wannen), ein Badehospital für Unbemittelte, ein Theater, schöne Parkanlagen, ein Standbild Franz' I., ein Sachsenstiftungsmonument, ein gemeinsames Denkmal des Dr. Adler und des Egerer Bürgermeisters Limbeck, Denkmäler des Grafen I. Münch-Bellinghausen und des Dr. Frerichs und (1900) 2325 deutsche Einwohner. Die Luft ist rein und frisch, dabei nicht zu trocken, das Klima ein gemäßigtes Gebirgsklima. An Heilmitteln besitzt F. zwölf zum Trinken und Baden dienende Mineralquellen, eine zum Baden benutzte Kohlensäuregasquelle und ein reichhaltiges Lager von Eisenmineralmoor. Von den Mineralquellen (alkalische Glaubersalzsäuerlinge, alkalisch-glaubersalzige Eisensäuerlinge und Stahlquellen) ist die älteste und wichtigste die Franzensquelle; ihr reihen sich an die Salz-, Wiesen- und Luisenquelle, der kalte Sprudel, die Neu-, Loimann-, Stahl-, Cartellieri-, Stephanie-, Herkules- und Nataliequelle. Über die Zusammensetzung der Franzensquelle und der Salzquelle vgl. Tabelle »Mineralwässer II u. III«. Die Temperatur der einzelnen Quellen ist konstant und beträgt 10,5–12,5°; das Wasser perlt stark, der Geschmack ist salzig prickelnd, erfrischend. Der Franzensbader Moor steht in bezug auf die Ausdehnung und Mächtigkeit seiner Lager sowie hinsichtlich seines Reichtums an wirksamen Bestandteilen unerreicht da; er enthält unter anderm 32,3 Proz. schwefelsaures Eisenoxydul, 9,34 Schwefelsäureanhydrid, 2,05 Calciumsulfat, 1,12 Proz. Aluminiumsulfat. Die Heilmittel von F. sind wirksam bei Anämie, Chlorose, Leukämie, allgemeinen Schwächezuständen, Krankheiten der Atmungsorgane, des Herzens, der Verdauungsorgane, der Harnorgane, bei Schwächezuständen in der Genitalsphäre, Frauenkrankheiten, Nervenkrankheiten, chronischen Exsudaten und chronischen Hautkrankheiten. In den Badehäusern befinden sich auch elektrische Wannen- und Lichtbäder, Heißluft-, russische Dampf- und römisch-irische Bäder, Kaltwassereinrichtungen etc Die Frequenz von F. beträgt jährlich gegen 10,000 Personen. Auch werden bedeutende Mengen Mineralwasser (500,000 Flaschen), Quellsalz, Mineralmoor und Moorsalz, das man in einem Sudwerk durch Extraktion und Abdampfung gewinnt, versandt. Südwestlich von F. erhebt sich der Kammerbühl, ein erloschener Vulkan. Die erste gedruckte Nachricht über den »Sauerbrunnen bei Eger« findet sich 1542. Im 17. Jahrh. sing man an, ihn zu Bädern zu benutzen. 1793 wurde F. als Kurort eingerichtet und nach Kaiser Franz I. benannt. Vgl. Fellner, F. und seine Heilmittel (2. Aufl., Wien 1900); Buberl, Führer für Kurgäste und Besucher von F. (4. Aufl., das. 1893); Sommer, Leitfaden zur Trink- und Badekur in F. (6. Aufl., Karlsb. 1892); Loimann, F. in Böhmen und seine Heilmittel (3. Aufl., Wien 1900) und die von der Kurverwaltung herausgegebene Schrift: »Kurstadt F.« (Franzensb. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 1.
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