Frenssen

[87] Frenssen, Gustav, Schriftsteller, geb. 19. Ott. 1863 zu Barlt in Dithmarschen als Sohn eines Tischlers, besuchte die Volksschule in Barlt, das Gymnasium in Meldorf und Husum, studierte von 1886–90 Theologie in Tübingen, Berlin und Kiel und war von 1890–1902 Pastor zu Hemme in Norderdithmarschen; 1902 gab er sein Pfarramt auf und lebt seitdem als freier Schriftsteller in Meldorf. In seinem ersten Roman: »Die Sandgräfin« (Berl. 1896, 21. Aufl. 1903), in dem F. den Triumph der Liebe über Haß und Leid darstellt, verriet er in sensationeller Handlung und noch nicht ausgereifter Lebensanschauung nur hier und da durch glückliche Schilderung die Eigenart seines starken Talents. Weit bedeutender war sein zweites Werk: »Die drei Getreuen« (Berl. 1898, 40. Aufl. 1903), in dem er durch eine allerdings nicht einheitliche Handlung seiner tiefen Heimatsliebe Ausdruck gibt; wer die Heimat verläßt, frevelt an seinem bessern Selbst. Nachdem F. noch drei kleine Bände »Dorfpredigten« (Götting. 1899, 7. Aufl. 1903) herausgegeben hatte, veröffentlichte er sein Hauptwerk, den Roman »Jörn Uhl« (Berl. 1901,150. Aufl. 1903), mit dem er einen Erfolg errang, wie er seit Jahrzehnten in Deutschland nicht vorgekommen war. Mit einer tiefen und ausgeglichenen Weltanschauung und dem wärmsten ethischen Gehalt vereinigt F. anschauliche und stimmungsvolle Milieuschilderung von ungewöhnlicher Vollendung. Obwohl in Äußerlichkeiten von Dickens, Storm, Reuter u. a. beeinflußt, erschließt der in volkstümlichem Denken lief wurzelnde Dichter in sprachgewaltiger Darstellung die geheimste Poesie von Natur und Leben seiner engern Heimat. Vgl. Rehtwisch, G. F., der Dichter des »Jörn Uhl« (Berl. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 87.
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