Frostschade

[174] Frostschade, der durch Frost an lebenden Pflanzen hervorgebrachte Schade. Durch stärkere Temperaturerniedrigungen leiden ausländische, einem wärmern Klima angepaßte Gewächse am leichtesten, da sie schon bei mehreren Graden über 0° Schaden nehmen. Dagegen können manche heimische Pflanzen unter Eisnadelbildung im Innern ihrer Zwischenzellräume derart gefrieren, daß sie wie Glas brüchig erscheinen, und trotzdem nach dem Auftauen weiter wachsen. In vielen Fällen tritt als Folge übermäßiger Temperaturerniedrigung zunächst Welken der krautigen Pflanzenteile oder auch (z. B. an Kiefernsämlingen im ersten Frühjahr) plötzliches Braunwerden und Abfallen der Nadeln (Frostschütte) ein. Mechanische Wirkungen des Frostes kommen besonders an ältern Baumstämmen vor, die bei starker Kälte bisweilen unter lautem Knalle mit einem klaffenden Längsspalt ausreißen (Frostspalten, Frostrisse, Eisklüfte), indem der Stamm bei Temperaturabnahme sich in tangentialer Richtung stärker als in radialer zusammenzieht. Bei wärmerem Wetter gehen die Wundränder meist wieder zusammen, können aber erst im Frühjahr und Sommer aus der Kambiumschicht heraus vernarben, wobei sich die Überwallungsränder meist in Form starker Leisten über den Stammumfang erheben (Frostleisten). Schwächere Wirkungen des Frostes zeigen sich in Rindenrissen, die sich gern in der Nähe von Knospen bilden; oder in Falten, [174] Blasen, Runzeln oder plattenförmig eingesunkenen Stellen (Frostplatten) der Rinde, die in Spannungsdifferenzen des gelockerten Gewebes ihren Grund haben. Winterfröste bewirken nicht selten auch Abfrieren der Zweigspitzen oder Vertrocknen des jungen Laubes besonders an Gewächsen, die ihre Vegetation erst spät im Jahr abschließen; auch tötet die Kälte bisweilen größere Rindenpartien nebst dem darunter liegenden Kambium (Frostbrand); durch Wucherung der Überwallungsränder bei derartigen Frostwunden kann die Bildung von Baumkrebs veranlaßt werden. Häufig leiden Pflanzen auch durch Ausfrieren, Auswintern, indem sie durch den Frost mit den Wurzeln aus dem Boden emporgehoben werden. Das Süßwerden der Kartoffeln beruht auf Fortdauer der Verzuckerung von Stärke, während die Atmung, durch die der Zucker oxydiert werden sollte, abnimmt. Als Schutzmittel gegen F. wirkt in der freien Natur in erster Linie der deckende Schnee; künstliche Mittel sind Einhüllung in schlechte Wärmeleiter, wie Moos, Stroh, Laubstreu und andres Deckmaterial, das die Schwankungen der Lufttemperatur von den bedeckten Pflanzenteilen abhält. Weinberge werden vor Frühlingsfrosten öfters durch zweckmäßig angebrachte Schmauchfeuer geschützt, welche die Abkühlung der Pflanzen durch Strahlung verhindern. Topfgewächse werden zur Vorbeugung trocken gehalten.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 174-175.
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