Gallénga

[282] Gallénga, Antonio, ital. Schriftsteller, geb. 4. Nov. 1810 in Parma, gest. 17. Dez. 1895, studierte Medizin, mußte aber 1831 wegen politischer Agitationen ins Ausland flüchten. Er trat in den Geheimbund der Giovine Italia und übernahm den Auftrag, den König Karl Albert zu töten; im entscheidenden Augenblick fehlte ihm jedoch der Mut, und er mußte selbst vor den Dolchen seiner Gesinnungsgenossen fliehen. Nun bereiste er das südliche Italien, dann Malta, Amerika, England. Unter dem Namen Luigi Mariotti veröffentlichte er: »Oltremonte ed Oltremare, canti di un pellegrino« (Bost. u. Lond. 1844); »The back gown papers« (Lond. 1846, 2 Bde.) und »Italy past and present« (das. 1846). 1848 kehrte er nach Italien zurück und hielt sich zu den gemäßigten Liberalen in Piemont; seinen Standpunkt bezeichnete die Schrift »A che ne siamo? Pensieri di un Italiano d'Oltremonte« (1849). Nach dem unglücklichen Ausgang der Revolution wieder in London seßhaft, veröffentlichte er, immer unter dem Namen Mariotti: »Scenes from Italian life« (1850). »Italy in 1848« (1851); »A historical memoir oi Fra Dolcino and his times« (1853). Seine »Praktische Grammatik der italienischen Sprache zum Gebrauch der Engländer« (Lond. 1851) erlebte zehn Auflagen. Auf Cavours Einladung versuchte G. nochmals sein Glück im Vaterland und wurde 1854 ins Parlament gewählt, mußte aber sein Mandat niederlegen, als die Mazzinisten, deren Groll er von neuem durch sein Buch »History of Piedmont« (Lond. 1855; ital., Tür. 1856, 2 Bde.) herausgefordert hatte, mit Enthüllungen gegen ihn hervortraten. Er zog sich bald darauf wieder nach England zurück, ging aber 1858 abermals nach Italien und war daselbst als Berichterstatter der »Times« tätig. 1860–64 gehörte er wiederum der italienischen Deputiertenkammer an 1866–73 lebte er in London, 1875–77 in Konstantinopel, später zu Llandogo in Wales, wo er starb. Im Dienste der »Times«, für die er außer der Türkei auch Spanien, Cuba und andre Länder besuchte, stand er bis 1883. Von seinen Schriften sind nach zu erwähnen: »Castellamonte. An autobiographical sketch« (Lond. 1856; ital., Tür. 1857); »Countrylife in Piedmont« (1858); »The pearl of the Antilles« (1873; ital., Mail. 1874); »Italy revisited« (1875, 2 Bde.); »Two years of the Eastern question« (1877, 2 Bde.); »The pope and the king, the war between church and state in Italy« (1879, 2 Bde.); »South America« (1880); »A summer tour in Russia« (1882); »Iberian reminiscences« (1883, 2 Bde.); »Episodes of my second life« (1884, 2 Bde.); »Italy present and future« (1887, 2 Bde.) u. a. Aus seinem Nachlaß erschien 1898 ein Roman: »Theela's vow«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 282.
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