Gehe

[458] Gehe, Franz Ludwig, Drogist, geb. 7. Mai 1810 in Merkwitz bei Oschatz, gest. 22. Juni 1882 in Dresden, erlernte das Drogengeschäft in Leipzig und gründete 1835 in Dresden unter der Firma G. u. Komp. ein Drogengeschäft. Er bemühte sich eifrig um eine Reform des Drogenhandels, suchte die Wissenschaft bei seinem Unternehmen heranzuziehen und sie durch Beschaffung seltener Drogen zu fördern; auch gab er seit 1872 einen Handelsbericht heraus, der sehr bald große Bedeutung für den Drogenhandel gewann. Als Mitglied der Zweiten Kammer des sächsischen Landtages wirkte er erfolgreich für die Förderung der Handelsinteressen. – 1859 trat sein Neffe Rudolf August Luboldt (geb. 1. Nov. 1831 in Gera, gest. 28. Juli 1894 in Dresden) in die Firma, und nun wurde 1865 eine mit allen technischen Mitteln ausgerüstete Drogenappreturanstalt und eine Fabrik für Herstellung chemisch-pharmazeutischer Präparate begründet. Nach dem Tode des Begründers übernahm R. Luboldt das zu großer Bedeutung herangewachsene Geschäft, das unter den Großbetrieben der chemisch-pharmazeutischen Industrie in erster Reihe steht, und nach seinem Tode sein Sohn Walter Luboldt (geb. 5. Nov. 1870 in Dresden). 1904 wurde das Geschäft in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. G. schuf mit einem Kapital von 2 Mill. Mk. eine nach ihm benannte Stiftung, welche Männer, die sich öffentlicher Wirksamkeit widmen wollen, in ihrer Ausbildung unterstützen, und Männern, die mit Hintansetzung eigner Interessen ihr Leben in verdienstlicher Weise dem öffentlichen Wohl gewidmet haben, vor Bedrängnis im Alter behüten soll. Sie besitzt eine Fachbibliothek von 60,000 Bänden mit Lesezimmer und veranstaltet Vorträge über staatswissenschaftliche Gegenstände in Dresden und andern sächsischen Städten, auch gab sie seit 1896 das »Jahrbuch der Gehestiftung« heraus, seit 1903 fortgesetzt als »Neue Zeit- und Streitfragen«. Die Stiftung ist mit drei ständigen Professuren, der Rechtswissenschaft, Volkswirtschaft und Staatslehre, ausgestattet und kann als eine freie staatswissenschaftliche Fakultät bezeichnet werden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 458.
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