Gesenius

[723] Gesenius, Wilhelm, berühmter Orientalist und Bibelkritiker, geb. 3. Febr. 1786 in Nordhausen, gest. 23. Okt. 1842 in Halle, studierte von 1803 an in Helmstedt Theologie und Philologie, wurde 1806 Repetent an der Universität Göttingen, 1809 Professor am katholischen Gymnasium zu Heiligenstadt und folgte 1810 einem Ruf als außerordentlicher Professor der Theologie nach Halle. Bereits 1811 Ordinarius geworden, blieb er hier bis zu seinem Tode. G. war der erste deutsche Semitist, der das Studium der hebräischen Sprache und des Alten Testaments ganz von den Fesseln der Theologie befreite. Er war groß als Empiriker, während philosophische Theorie und Systematisierung seiner Natur widerstrebten. Durch das »Hebräisch-deutsche Handwörterbuch« (Leipz. 1810–12, 2 Bde.; Auszug daraus 1815; 13. Aufl., bearbeitet von Buhl, das. 1899), die »Hebräische Grammatik« (Halle 1813; 26. Aufl., völlig umgearbeitet von Kautzsch, Leipz. 1896) und das »Hebräische Lesebuch« (Halle 1814; 11. Aufl., hrsg. von Heiligstedt, Leipz. 1873) hat er außerordentlich viel zur Belebung der hebräischen Studien beigetragen. Von andern Arbeiten sind hervorzuheben: »Versuch über die maltesische Sprache« (Leipz. 1810); »Geschichte der hebräischen Sprache und Schrift« (das. 1815); »De Pentateuchi samaritani origine, indole et auctoritate« (Halle 1815); »Carmina samaritana« (Leipz. 1824); »Ausführliches grammatisch-kritisches Lehrgebäude der hebräischen Sprache« (das. 1817); »Der Prophet Jesaia« (Bd. 1, 2. Aufl., das. 1829; Bd. 2 u. 3,1821); »Thesaurus linguae hebraeae et chaldaeae Veteris Testamenti« (das. 1829–42, 3 Bde.; beendet 1858 von Rödiger); »Paläographische Studien über phönikische und punische Schrift« (das. 1835); »Scripturae linguaeque phoeniciae monumenta« (das. 1837, 3 Bde.) u. a. Sehr anregend wirkte G. als Lehrer; v. Bohlen, Hoffmann, Hupfeld, Rödiger, Tuch, Vatke und andre bedeutende Gelehrte sind aus seiner Schule hervorgegangen. Vgl. R. Haym, G., eine Erinnerung für seine Freunde (Berl. 1842), und H. Gesenius, W. G., ein Erinnerungsblatt (Halle 1886).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 723.
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