Gimpel [1]

[850] Gimpel (Pyrrhula Briss.). Vogelgattung aus der Familie der Finken (Fringillidae) und der Unterfamilie der G. (Pyrrhulinae), kräftig gebaute Vögel mit großem, kurzem, dickkolbigem, vorn in einen turzen [850] Haken auslaufendem Schnabel. mittellangen, etwas abgerundeten Flügeln und mäßig langem, leicht ausgerandetem Schwanz. Der Rotgimpel (Blut-, Rotfink, Rotvogel, Dompfaff, Bollenbeißer, Brommeis, Gump, Golle, Pyrrhula pyrrhula europaea Vieill., s. Tafel »Stubenvögel I«, Fig. 11), 15–18 cm lang, 26–29 cm breit, auf dem Oberkopf und an der Kehle, auf Flügeln und Schwanz glänzend schwarz, auf dem Rücken aschgrau, auf dem Bürzel und am Unterbauch weiß, an der ganzen übrigen Unterseite beim Männchen hellrot, beim Weibchen aschgrau. Der Flügel hat zwei grauweiße Binden. Als Spielarten kommen weiße, schwarze und bunte G. vor. Der G. lebt als Jahresvogel in Mittel- und Südeuropa, streift im Winter weit umher, kommt dann auch in Obstpflanzungen und Gärten und gelangt selbst bis Spanien und Griechenland. Im Norden und Osten wird er durch den größern und dunkler rot gefärbten Großen G. (Pyrrhula pyrrhula L.) vertreten, der in Skandinavien, Nordrußland, Ostpreußen lebt und im Winter häufig in ganz Deutschland erscheint. Der G. ist arglos und zeigt gegen seine Genossen große Anhänglichkeit. Seine Nahrung besteht aus Baum- und Grassämereien und Kerbtieren, im Frühjahr benagt er auch Knospen; er brütet in Gebirgswäldern, selten im Tiefland, baut sein Nest nicht sehr hoch auf Bäumen und legt im Mai 4–5 grünlichblaue, violett, schwarz und braun gefleckte Eier, die das Weibchen zwei Wochen bebrütet. Sein Gesang ist nicht sonderlich, aber er ahmt gern vorgepfiffene Stückchen nach und ist deshalb ein beliebter Stubenvogel. In Sachsen, Hessen, Thüringen werden jährlich Hunderte solcher Vögel zum Gesang abgerichtet und dann in alle Welt verkauft. Sie werden zu diesem Behuf aus dem Neste genommen, ehe sie flügge sind, und so gelehrt, daß man ihnen täglich, besonders früh und abends, vorpfeift. Manche lernen ohne Mühe 2–3 Stückchen, andre behalten nicht eins. Alle werden sehr zahm und zutraulich und nisten auch leicht in geräumigen Käfigen. Vgl. Schlag, Der Dompfaff (4. Aufl., Magdeb. 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 850-851.
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