Haidarabad [2]

[628] Haidarabad (Hyderabad), 1) Hauptstadt des gleichnamigen britisch-ind. Vasallenstaats (s. oben), 620 m ü. M., am Fluß Musi und an der Staatsbahn Bombay-Madras, inmitten schöner Gärten, von einer Steinmauer mit Bastionen umgeben, hat meist enge Straßen und nur wenige bedeutendere Gebäude, wie die Paläste des Nizam und des britischen Residenten, eine große Moschee mit hohen Minaretts, ein College und (1901) mit den Vorstädten 448,466 Einw., eine aus den verschiedensten Nationalitäten, aber wesentlich aus Hindu und Mohammedanern zusammengesetzte Bevölkerung, die ansehnliche Baumwoll- und Papierfabrikation betreibt. An einem größern der zahlreichen künstlichen Teiche in der Umgebung der Stadt, 9 km nördlich von derselben, ziehen sich die weiten Kantonnements von Sikanderabad hin, der stärksten militärischen Station der Engländer in Indien auf einem Raum von 50 qkm und in Verbindung mit einer Handelsstadt nebst mehreren Dörfern. Weitere Kantonnements befinden sich zu Bolaram, Begampelt und Bauenpilli. Im ganzen liegen hier gegen 9000 Mann. Nordwestlich von H. liegt die Gräberstadt Golkonda (s. d.). – 2) Hauptstadt des gleichnamigen Distrikts (23,387 qkm mit [1891] 918,646 Einw.) in der Provinz Sind der britisch-indischen Provinz Bombay, 6 km vom linken Ufer des Indus und von der Station Kotri der Industalbahn, auf dem nördlichsten Hügel der Gandschoberge, hat ein Fort mit dem Arsenal und dem Palast des frühern Herrschers von Sind, viele Moscheen, eine protestantische Kirche, mehrere höhere Schulen, eine Bibliothek, Kranken- und Irrenhaus, einen großen Basar und (1901) mit dem Militärkantonnement 69,378 Einw. (43,499 Hindu, 24,831 Mohammedaner, 710 Christen), die berühmte Seidenwaren, Gold-, Silber- und Lackarbeiten anfertigen und lebhaften Handel treiben. Bei dem 10 km nördlich gelegenen Dorf Miani erfochten die Engländer unter Napier zwei Siege 17. Febr. und 24. März 1843 über die Fürsten von Sind, worauf letzteres englische Provinz wurde.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 628.
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