Hart [4]

[833] Hart, 1) Heinrich, Schriftsteller, geb. 30. Dez. 1855 in Wesel, studierte in Münster, Halle und München Geschichte, Philosophie und neuere Sprachen, war darauf in Bremen, Glogau und Berlin journalistisch tätig und übernahm 1887 die Theater- und Literaturkritik in der »Täglichen Rundschau« zusammen mit seinem Bruder Julius (s. unten), 1900 an der Zeitung »Der Tag«. Durch die mit seinem Bruder gemeinschaftlich veröffentlichten »Kritischen Waffengänge« (Leipz. 1882–84, 6 Hefte) wurde er einer der Führer der naturalistischen Bewegung in der Literatur. Gemeinsam mit ihm gab er fernerhin heraus: die »Deutschen Monatsblätter« (Brem. 1878-[833] 1879), das »Kritische Jahrbuch« (Hamb. 1889), den »Allgemeinen deutschen Literaturkalender« (1879–1882, fortgesetzt von J. Kürschner), das »Buch der Liebe. Blütenlese aus der gesamten Liebeslyrik« (2. Aufl., Leipz. 1890) und »Das Reich der Erfüllung. Flugschriften zur Begründung einer neuen Weltanschauung«, Heft 1: »Vom höchsten Wissen. Vom Leben im Licht« (das. 1900), Heft 2: »Die neue Gemeinschaft, ein Orden vom wahren Leben« (mit G. Landauer und F. Holländer, das. 1901). Dieselben Bestrebungen fördert H. durch die von ihm geleitete Zeitschrift »Die neue Gemeinschaft« (Berl. 1902 ff.). Von dichterischen Arbeiten veröffentlichte er: »Weltpfingsten. Gedichte eines Idealisten« (Brem. 1878; 2. Aufl., Norden 1887), die Tragödie: »Sedan« (Leipz. 1883), »Das Lied der Menschheit«, Epos in 24 Gesängen, von dem bisher 3 Teile: »Tul und Nahila« (Großenh. 1888), »Nimrod« (das. 1889) und »Mose« (das. 1896) erschienen sind, und »Kinder des Lichts«, novellistische Skizzen (Berl. 1894).

2) Julius, Schriftsteller, Bruder des vorigen, geb. 9. April 1859 in Münster, besuchte das Gymnasium daselbst, dann die Berliner Universität, die er jedoch noch vor Vollendung des Trienniums verließ, um sich der schriftstellerischen Laufbahn zu widmen. 1878 ging er als Theaterkritiker nach Bremen, später war er in Bromberg und Glogau journalistisch tätig und lebt seit 1881 in Berlin. Außer den oben genannten, gemeinsam mit Heinrich H. herausgegebenen kritischen Schriften veröffentlichte er folgende Dichtungen: »Sansara«, Gedichte (Brem. 1878; 2. Aufl., Norden 1887), »Don Juan Tenorio«, lyrische Tragödie (Rostock 1881), »Der Rächer«, Tragödie (Leipz. 1884), »Der Sumpf«, bürgerliches Trauerspiel (Münst. 1885), »Fünf Novellen« (Großenh. 1888), »Homo sum. Ein neues Gedichtbuch« (das. 1890), »Sehnsucht« (Berl. 1893), »Stimmen in der Nacht. Visionen etc.« (Flor. 1898); »Triumph des Lebens« (das. 1898), außerdem eine »Geschichte der Weltliteratur und des Theaters« (Neudamm 1894–97, 2 Bde.) sowie mehrere Anthologien und Übersetzungen aus spanischen, persischen, englischen und amerikanischen Dichtern. In der von ihm herausgegebenen Sammlung »Zukunftsland« bemüht er sich wie sein Bruder Heinrich um eine Neubelebung des religiösen Sinnes; darin erschienen als Band 1: »Der neue Gott« (Leipz. 1899) und Bd. 2: »Die neue Welterkenntnis« (das. 1902). Beide Brüder gehören zu den gewandtesten Kritikern der Gegenwart.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 833-834.
Lizenz:
Faksimiles:
833 | 834
Kategorien: