Kleve [2]

[135] Kleve (Cleve), Kreisstadt im preuß. Regbez. Düsseldorf, auf drei Hügeln an und auf den Ausläufern des Heiberges und Hagenwaldes, am schiffbaren Spoykanal und an der preuß. Staatsbahnlinie Köln-Zevenaar (mit Anschluß an das niederländische Eisenbahnnetz), 46 m ü. M., besteht aus der Ober- und Unterstadt. Unter den Gebäuden sind bemerkenswert: das auf einer Anhöhe liegende Residenzschloß der ehemaligen Herzoge mit dem 56 m hohen, angeblich von Julius Cäsar erbauten, jetzt restaurierten Schwanenturm (Sage vom Schwanenritter), das jetzt, umgebaut, als Sitz des Landgerichts und als Gefängnis dient (auf dem Platz davor das 1859 errichtete, von Bayerle entworfene Denkmal des Kurfürsten Johann Siegmund); die Stifts-, jetzt katholische Pfarrkirche, im gotischen Stil, von 1341–1427 erbaut, mit den Grabmälern mehrerer Grafen und Herzoge von K. und zwei geschnitzten Altären aus dem 16. Jahrh.; die Annexkirche (früher Minoritenkloster), aus der Mitte des 15. Jahrh., mit herrlichem Chorgestühl von 1474, Kanzel vom 696: die reformierte, die lutherische und die Mennonitenkirche, die Synagoge etc. Sehenswert sind auch noch die von Custodis in Köln ausgeführten Brunnenmonumente: Otto der Schütz und der Schwanenritter. K. zählt (1900) mit Garnison (ein Infanteriebataillon Nr. 56) 14,678 Einw., davon 2067 Evangelische und 131 Juden. Die Industrie besteht in Fabrikation von [135] Margarine, Schuhwaren, Tabak und Zigarren, Maschinen etc., Dampfziegelbrennerei und Ölmüllerei; der Handel vertreibt vorzugsweise Vieh und Schuhwaren. K. hat ein Gymnasium, eine Landwirtschaftsschule, Waisenhaus, Korrektionsanstalt, Kapuzinerkloster und ist Sitz eines Landgerichts, Hauptzollamts und von 2 Oberförstereien. Zum Landgerichtsbezirk K. gehören die 9 Amtsgerichte zu Dülken, Geldern, Goch, Kempen, K., Lobberich, Mörs, Rheinberg und Xanten. Östlich von der Stadt befindet sich ein Überrest des früher am Residenzschloß vorbeifließenden Rheinstromes, Kermisdal genannt, der später kanalisiert wurde und als Spoykanal K. mit dem Rhein verbindet. Bei der Kanalschleuse steht ein Denkmal der von Goethe besungenen Johanna Sebus. Der städtische Prinz Moritz-Park enthält schöne Anlagen mit prächtigem Baumbestand; in unmittelbarer Nähe der Stadt liegen der Sternbusch und der Tiergartenwald, beides meist aus Nadelholz bestehende Waldungen, letzterer mit einem Kriegerdenkmal und einer Stahlquelle. Diese ward 1846 neu gefaßt, dabei auch eine Trinkhalle und Kurhaus (Friedrich-Wilhelmsbad) errichtet; daselbst befindet sich auch eine neue Naturheilanstalt nach Kneippschem System. – Die Stadt, deren Name (Cleve, Clive, Kleef) auf ihre Lage am Bergvorsprung deutet, verdankt ihre Entstehung dem ersten von Kaiser Heinrich II. nach der alten (römisch-fränkischen) Burg K. versetzten Erbgrafen Rudgar von Flandern. 1242 erhielt K. Stadtrecht. Vgl. außer den S. 135 angegebenen Werken: Velsen, Die Stadt K. (Kleve 1846); Scholten, Die Stadt K., Beiträge zur Geschichte derselben (das. 1879–81); (Char) Führer durch Bad K. (4. Aufl., das. 1895).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 135-136.
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