Kleve [1]

[135] Kleve (Cleve), ehemaliges deutsches Herzogtum im westfälischen Kreis, zu beiden Seiten des Rheins, zwischen dem Hochstift Münster, der Abtei Essen, den Herzogtümern Berg, Brabant und Geldern gelegen (s. »Geschichtskarte von Deutschland III«), umfaßte 2200 qkm (40 QM.) Areal, war vom Rhein, der Ruhr, der Emscher und Lippe, der Maas, der Niers und der Alten Yssel bewässert und zählte 100,350 größtenteils kath. Einwohner (das Fürstentum Mörs inbegriffen). – Das Land, bis ins 14. Jahrh. Grafschaft K. (comitatus Cliviae), kam um 1000 an die Herren von Anton (in Flandern) als Reichslehen und nach dem Erlöschen des Mannesstammes mit Johann I. 1368 an die Grafen von der Mark. K. wurde 1417 vom Kaiser Siegmund zum Herzogtum erhoben. Herzog Johann III., der Friedfertige, schon seit 1511 Herzog von Jülich (s. d.) und Berg, vereinigte 1521 diese Herzogtümer mit K., führte 1533 die Reformation ein; doch gelangte diese infolge der schwankenden kirchlichen Politik seiner Nachfolger nicht völlig zum Siege. Nachdem Johann Wilhelm IV. 1609 ohne männliche Erben gestorben war, entspann sich der Jülich-klevische Erbfolgestreit; s. Jülich (Herzogtum). K. kam währenddessen 1609 vorläufig, 1666 endgültig in den Besitz der Kurfürsten von Brandenburg, doch hielten bis 1672 die Generalstaaten die festen Plätze mit Truppen besetzt, und erst der Große Kurfürst vereinigte nach Vernichtung der ständischen Sonderrechte K. völlig mit dem brandenburgisch-preußischen Staat. 1757–62 befand sich K. in französischer Gewalt, blieb bis zum Baseler Frieden 1795 im Besitz Preußens, das dann den linksrheinischen Teil (etwa 990 qkm oder 18 QM.) an Frankreich abtrat. K. gehörte zum Roerdepartement, die Distrikte Zevenaar, Huissen und Malburg kamen 1803 an die Batavische Republik. 1805 trat Preußen auch den rechtsrheinischen Teil von K. an Frankreich ab. Napoleon I. schlug Stadt und Festung Wesel zum Roerdepartement, das übrige zu dem 1806 gegründeten Großherzogtum Berg; 1810 aber ward das nördlichste Stück davon ein Teil des französischen Departements Oberyssel. Nach dem Sturz Napoleons I. wurde K. an Preußen zurückgegeben; nur die Distrikte Zevenaar, Huissen und Malburg kamen mit Geldern an die Niederlande. K. hatte nun von 1816–21 eine eigne Regierung, wurde aber bei der Einrichtung der Rheinprovinz zum Regierungsbezirk Düsseldorf geschlagen. Vgl. Char, Geschichte des Herzogtums K. (Kleve 1845); Gert van der Schuren, Clevische Chronik (hrsg. von Scholten, das. 1884).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 135.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika