Otto der Schütz

[258] Otto der Schütz, Sohn des Landgrafen Heinrichs II. von Hessen, der 1377 starb (vgl. Hessen, S. 262), verließ nach der seit dem 16. Jahrh. vielfach erzählten Sage, weil sein älterer Bruder, Heinrich, allein zum Landeserben und er zum Geistlichen bestimmt war, die Heimat, lebte unerkannt als Bogenschütze am Hof in Kleve und unterhielt mit der Tochter des Herzogs, Elisabeth, ein Liebesverhältnis. Heinrich starb jedoch jung, und das Land drohte an den mit der einzigen Tochter Heinrichs II. vermählten Herzog von Braunschweig zu fallen, da Otto für verschollen galt. Von einem nach Aachen wallfahrtenden hessischen Edelmann erkannt, kehrte O. mit seiner Braut rechtzeitig heim und lebte in Spangenberg, wo der bei Kleve gebrochene Buchsbaumzweig am Hute, in die Erde gepflanzt, Wurzel schlug. Vgl. Schminke, Historische Untersuchungen über Otto des Schützen Begebenheiten am Klever Hofe (Kassel 1746). Der Stoff ist vielfach dichterisch bearbeitet worden; am bekanntesten sind die Dramen von Schneider (1779), Hagemann, Arnim, d'Antoine, die Opern von Reiß, Schmelzer, Pasqué, der Roman von Heinse, die Erzählungen von Schreiber und Montanus und die lyrisch-epischen Dichtungen von G. Schwab, Simrock und vor allem G. Kinkel (Stuttg. 1846, 83. Aufl. 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 258.
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