Knesebeck

[170] Knesebeck, Karl Friedrich von dem, preuß. Generalfeldmarschall, geb. 5. Mai 1768 in Karwe bei Neuruppin aus einem alten brandenburgischen Geschlecht, gest. 12. Jan. 1848, trat 1782 in das Heer, widmete sich aber in seiner Garnison Halberstadt auch klassischen Studien und wurde Mitglied der dortigen Literarischen Gesellschaft. Nachdem er in den Feldzügen von 1792–94 mit Auszeichnung gefochten, 1799 Hauptmann, 1802 Major und in den Generalstab versetzt worden war, focht er bei Auerstedt 1806 in der unmittelbaren Nähe des Königs und bewahrte diesen durch seine Geistesgegenwart am Abend vor drohender Gefangenschaft. Auf dem Rückzug sicherte K. mit Gneisenau den Marsch und die Verpflegung des Heeres, was beide vor der Kapitulation von Prenzlau rettete. Dann dem russischen Hauptquartier zugeteilt, entwarf er den Plan zur Schlacht von Pultusk (26. Dez. 1806), nahm nach dem Tilsiter Frieden den Abschied und lebte auf seinem Gut Karwe, wollte sich am Kriege von 1809 zwischen Österreich und Frankreich beteiligen, mußte aber, von einem Freund aus Unvorsichtigkeit in den Arm geschossen, nach der Schlacht bei Wagram zurückkehren. Hierauf riet er zum Anschluß Preußens an Frankreich und ging, nachdem das Bündnis im Januar 1812 zustande gekommen, nach Petersburg, um Kaiser Alexander zur Nachgiebigkeit gegen Napoleon zu bewegen. 1813 erster Generaladjutant des Königs, besaß er großen Einfluß und hielt den König mehrmals von der Genehmigung der kühnen Pläne Blüchers und Gneisenaus ab; am 21. Mai setzte er es durch, daß die Schlacht bei Bautzen abgebrochen wurde. Während des Waffenstillstandes führte K. Unterhandlungen in Wien und war an der Feststellung des Operationsplanes für die Fortsetzung des Feldzugs von 1813 und des von 1814 hervorragend beteiligt. 1822 ward er Chef des reitenden Feldjägerkorps, 1825 General der Infanterie, 1831 kommandierender General der gegen Polen aufgestellten Observationsarmee und bei seiner Entlassung Generalfeldmarschall. K. hat sich auch als Dichter versucht. Ein Lied von ihm: »Lob des Kriegs« (1805), entzündete große Begeisterung. Viele Gedichte Knesebecks sind als poetischer Anhang den Bruchstücken aus seinen hinterlassenen Papieren beigefügt, die 1850 als Manuskript für seine Freunde gedruckt worden sind.[170] Nach seinem Tode ward eine Schrift von K.: »Erläuterung meiner Sendung 1812 nach Rußland«, im »Militärwochenblatt« veröffentlicht, in der K. sich das Verdienst zuschreibt, den russischen Feldzugsplan von 1812 entworfen zu haben; doch ist dies nicht richtig. Vgl. Duncker, Die Mission des Obersten v. d. K., in den »Abhandlungen zur preußischen Geschichte« (Leipz. 1876); M. Lehmann, K. und Schön. Ein Beitrag zur Geschichte des Freiheitskrieges (das. 1875); Eugen von dem K., Eine diplomatische Trilogie aus dem Leben Karl Friedrichs v. d. K. (Berl. 1879).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 170-171.
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