Landwirtschaftliche Schädlinge

[151] Landwirtschaftliche Schädlinge (hierzu Tafel »Landwirtschaftliche Schädlinge I u. II« mit Erklärungsblättern), Tiere und Pflanzen, die landwirtschaftliche Nutzpflanzen schädigen. Von Säugetieren kommt in vielen Gegenden hauptsächlich das Wild in Betracht, außerdem Ratten, Mäuse, Hamster, Kaninchen, auch der Maulwurf, der aber als nützliches Tier nicht unbedingt verfolgt werden darf. Katzen, Marder, Iltis plündern Geflügelställe und verfolgen nützliche Vögel. Hieran beteiligen sich auch Würger und Schwarzamsel, die wieder durch Vertilgung vieler Insekten nützlich werden. Schwarzamsel und Sperlinge beschädigen die Saaten, letztere auch das reife Getreide. Aaltierchen und andre Würmer, Schnecken und Tausendfüßer richten oft großen Schaden an, am wichtigsten aber sind die Insekten, namentlich Käfer, Hautflügler, Zweiflügler, Geradflügler u.a. (Tafel I), und Schmetterlinge (Tagschmetterlinge, Eulen, Wickler, Spinnen u.a.; Tafel II). Die schädlichen Tiere werden, wie schon angedeutet, vielfach und sehr wirksam durch andre Tiere bekämpft. In dieser Beziehung kommen besonders in Betracht Maulwurf, Igel, Spitzmäuse, Fledermäuse, sehr viele Insektenfresser unter den Vögeln, Kröten, namentlich aber Insekten, wie Schlupfwespen, Laufkäfer u.a. Sehr häufig erliegen schädliche Insekten, wenn sie sich sehr stark vermehrt haben, durch Bakterien und Pilze hervorgerufenen Krankheiten. Zur erfolgreichen Bekämpfung der schädlichen Tiere ist vor allen Dingen genaue Erkenntnis ihrer Lebensweise erforderlich. Das kaiserliche Gesundheitsamt in Berlin hat deshalb eine (später selbständig gewordene) »Biologische Abteilung für Land- und Forstwirtschaft« erhalten, welche die Naturgeschichte aller schädlichen Tiere und Pflanzen und ihre Bekämpfung studiert. Ähnliche Institute gibt es in Hamburg, Sachsen, Bayern, namentlich aber in den Vereinigten Staaten. Auf Kenntnis der Lebensweise der Schädlinge begründete Bekämpfungsmaßregeln bedürfen oft gemeinsamen Vorgehens aller Interessenten, weil der einzelne machtlos ist, wenn auf benachbarten Gebieten die Bekämpfung unterbleibt oder nicht rationell durchgeführt wird. Deshalb müssen oft Gemeinde-, selbst Landesverwaltungen entsprechende Vorschriften erlassen und deren Ausführung überwachen. Von schädlichen Pflanzen kommen manche Schmarotzer (namentlich die Cuscuta-Arten) in Betracht, viel wichtiger aber sind die Pilze, die oft ganze Kulturen vernichten. Über ihre Bekämpfung gilt alles, was über die Bekämpfung der Tiere gesagt wurde. Vgl. Nördlinger, Die Kenntnis der wichtigsten kleinen Feinde der Landwirtschaft (Stuttg. 1871); Kaltenbach, Die Pflanzenfeinde aus der Klasse der Insekten (das. 1872); Taschenberg, Naturgeschichte der wirbellosen Tiere (Leipz. 1865), Entomologie für Gärtner und Gartenfreunde (das. 1871) und Praktische Insektenkunde (Bremen 1879–80, 5 Tle.); Bos, Tierische Schädlinge und Nützlinge (Berl. 1891); v. Schilling, Die Schädlinge des Gemüsebaues (Frankf. a. O. 1898), Die Schädlinge des Obst- und Weinbaues (2. Aufl., das. 1900) und Praktischer Ungeziefer-Kalender (das. 1902); Kolb e, Gartenfeinde und Gartenfreunde (Berl. 1901, in U. Dammers »Gartenbau-Bibliothek«); Frank, Kampfbuch gegen die Schädlinge unsrer Feldfrüchte (das. 1897); Henschel, Die schädlichen Forst- und Obstbauminsekten (3. Aufl., das. 1895). Vgl. auch die Literatur bei Artikel »Pflanzenkrankheiten«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 151.
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