Langrand-Dumonceau

[178] Langrand-Dumonceau (spr. langgrang-dümongßō), André, belg. Abenteurer, geb. 5. Dez. 1826 in Vossem bei Lüttich, gest. 25. April 1900 in Rom, anfangs Kolporteur und Bäckerjunge, trat 1843 in die afrikanische Fremdenlegion. Seine Idee einer »Christianisierung des Kapitals« fand beim belgischen Klerus und bei Pius IX., der L. in den römischen Grafenstand erhob und seinen Finanzunternehmungen den apostolischen Segen erteilte, großen Beifall. Als die von ihm in Belgien und im Ausland mit dem Geld von Geistlichen, Bauern, Witwen, Waisen etc. gegründeten 24 Aktien- und Kommanditanstalten zahlungsunfähig wurden, fand L. bei den belgischen Klerikalen einen Rückhalt, so daß sein Prozeß verzögert, einer seiner Hauptmitschuldigen 1871 Vorsitzender der Budgetkommission der Kammer und ein andrer, de Decker (s. Decker 4), Gouverneur der Provinz Limburg ward.[178] Dies führte Ende des Jahres zu Volkstumulten und zum Sturz des Kabinetts d'Anethan, worauf L., der nach Brasilien geflüchtet war, in contumaciam zu langjährigem Gefängnis verurteilt ward.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 178-179.
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