Lier [2]

[541] Lier, Adolf, Maler, geb. 21. Mai 1826 zu Herrnhut in Sachsen, gest. 30. Sept. 1882 in Vahrn bei Brixen in Tirol, arbeitete in Zittau als Maurerlehrling, bezog darauf die Dresdener Bauschule, war 1848 bei dem Museumsbau in Basel beschäftigt und wendete sich 1849 nach München, wo er seiner eigentlichen Neigung, der Malerei, folgen konnte und Schüler Richard Zimmermanns wurde. 1861 besuchte L. Paris, wohin er 1864 auf längere Zeit übersiedelte. Hier gewann insbes. der Landschafter Jules Dupré Einfluß auf ihn, und L. folgte diesem deshalb nach Isle Adam an der Oise. Während er bis dahin im [541] Stil der deutschen Romantik gemalt hatte, wurde fortan die französische Stimmungslandschaft sein Vorbild. Von Frankreich ging L. 1865 nach England und hielt sich drei Monate in London und dessen Umgebung auf, dann ließ er sich in München nieder. Anfangs behandelte er französische Motive (Strand bei Etretat, Mondschein an der Oise, in der Dresdener Galerie), später aber ausschließlich Motive aus der Umgebung Münchens, wobei er in erster Linie nach der Wiedergabe des Stimmungsgehalts der Landschaft strebte, die er bisweilen mit Schafen, Weidevieh, Hochwild u. dgl. staffierte. Mondschein, Nebel- und Regenstimmung bevorzugte er. Seine Hauptbilder dieser Gattung sind: Kanallandschaft von Schleißheim (1868), Landstraße bei München im Regen (1872), Herbstlandschaft am Abend mit heimkehrender Herde (1876), im Eichenwald (1877), Abend an der Isar (1877, Berliner Nationalgalerie), am Starnberger See (1879), Teich an der Landstraße bei Pang (1879), Freisinger Moor bei Dachau (1881), Theresienwiese mit Ruhmeshalle (1882, Münchener Pinakothek) und Sonnenuntergang an der schottischen Küste (1882, Museum in Stuttgart). Er hat einen großen Einfluß auf die neuere Richtung der Münchener Landschaftsmalerei geübt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 541-542.
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