Littrow

[622] Littrow, 1) Joseph Johann von, Astronom, geb. 13. März 1781 zu Bischofteinitz in Böhmen, gest. 30. Nov. 1840, studierte in Prag Jura und Theologie und später Mathematik und Astronomie, ging 1807 als Professor der Astronomie und Direktor der Sternwarte nach Krakau, 1810 nach Kasan, 1816 als Mitdirektor der Sternwarte nach Ofen, 1819 als Professor der Astronomie und Direktor der Sternwarte, die er vollständig reorganisierte, nach Wien. 1836 wurde ihm der österreichische Adel verliehen. L. entfaltete eine sehr fruchtbare Tätigkeit als Lehrer und trug durch seine zahlreichen Schriften und populären Vorträge viel zur Verbreitung astronomischer Kenntnisse bei. Er schrieb: »Theoretische und praktische Astronomie« (Wien 1821–27, 3 Bde.); »Dioptrik, oder Anleitung zur Verfertigung der Fernrohre« (das. 1830); »Gnomonik, oder Anleitung zur Verfertigung aller Arten von Sonnenuhren« (das. 1831, 2. Aufl. 1839) und seine populäre Astronomie: »Die Wunder des Himmels« (Stuttg. 1834–36; 8. Aufl. von Weiß, Berl. 1894–97) nebst »Atlas des gestirnten Himmels« (Stuttg. 1838, 4. Aufl. 1886). Seine schönwissenschaftlichen Aufsätze erschienen gesammelt als »Vermischte Schriften« (Stuttg. 1846, m. Biographie).

2) Karl Ludwig von, Astronom, Sohn des vorigen, geb. 18. Juli 1811 in Kasan, gest. 16. Nov. 1877 in Venedig, wurde 1831 Assistent an der Sternwarte in Wien und folgte seinem Vater 1842 als Direktor der Wiener Sternwarte. Er erbaute die neue große Sternwarte auf der Türkenschanze und beteiligte sich seit 1862 lebhaft an den Arbeiten der mitteleuropäischen Gradmessung. Er lieferte auch eine neue Methode der Längenbestimmung zur See, übersetzte Airys »Abriß einer Geschichte der Astronomie im Anfang des 19. Jahrhunderts« (Wien 1835) und schrieb eine »Populäre Geometrie« (Stuttg. 1839). In Gehlers Wörterbuch gab er 1844 ein sehr reiches »Verzeichnis der geographischen Ortsbestimmungen« (separat, Leipz. 1844; Nachträge 1846).

3) Heinrich von, Seemann, Bruder des vorigen, geb. 26. Jan. 1820 in Wien, gest. 25. April 1895, war seit 1858 Fregattenkapitän und Direktor der Handels- und nautischen Akademie in Triest, später königlich ungarischer Seeinspektor in Fiume. Er schrieb: »Marinewörterbuch« (Wien 1851); »Handbuch der Seemannschaft« (das. 1859); »Karl Weyprecht, der österreichische Nordpolfahrer« (das. 1881) sowie Gedichte: »Aus der See« (4. Aufl., Triest 1876), »Von Wien an die Adria«, Reisebilder (4. Aufl., Wien 1883) u.a. Auch besorgte er eine neue Ausgabe von Brommys »Marine« (s. Bromme).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 622.
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