Loti

[730] Loti, Pierre, eigentlich Julien Viaud (spr. wi-ō), franz. Roman- und Reiseschriftsteller, geb. 14. Jan. 1850 in Rochefort, einer Hugenottenfamilie entstammend, wurde mit 17 Jahren Marineaspirant, bereiste als Seeoffizier fast alle Meere und nahm 1883 als Leutnant am Feldzug in Tongking teil. Allzu aufrichtige Berichte an den »Figaro« hatten damals seine zeitweise Enthebung zur Folge. Viaud nahm als Schriftsteller den Namen der indischen Blume L. an, den ihm seine Kameraden aus Spott über seine Schüchternheit gegeben hatten. Seine Romane, Novellen und Reisebeschreibungen zeichnen sich durch farbenprächtige, meist aber auch melancholisch angehauchte Schilderung exotischer Landschaften aus. Er veröffentlichte: »Aziyadé« (1879); »Le mariage de L.«, Liebesidyll mit einer Eingebornen von Tahiti (1882); »Le roman d'un Spahi« (1881); »Fleurs d'ennui« (1882); »Mon frère Yves« (1883); »Pêcheurs d'Islande«, sein bestes Werk (deutsch von Carmen Sylva, zuletzt Bonn 1902); »Madame Chrysanthème« (1887); »Au Maroc« (1890); »Le roman d'un enfant«, Selbstbiographie (1890); »Fantôme d'Orient« (1892); »Jérusalem« (1895); »Ramuntcho«, ein baskischer Bauernroman (1897); »Matelot« (1898); »Les derniers jour de Pékin« (1901);. »L'Inde (sans les Anglais)« (1903); »Vers Ispahan« (1904); »La troisième jeunesse de madame Prune« (1905). Die meisten dieser Schriften erschienen in deutschen Übersetzungen. Auf der Pariser Bühne Antoines debütierte er mit dem Hugenottendrama »Judith Renaudin« (1898) und lieferte ihm auch mit Vedel eine sehr getreue Prosaübertragung von Shakespeares »König Lear« (1904). L. ist seit 1891 Mitglied der französischen Akademie. Von seit,en »Œuvres complètes« erschienen bisher 8 Bde. (1893 bis 1903). Vgl. »Pages choisies de Pierre L.« (mit Biographie von Bonnemain, Par. 1896).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 730.
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