Marbach [2]

[264] Marbach, 1) Johann, luth. Theolog, geb. 14. April 1521 in Lindau, gest. 17. März 1581 in Straßburg, war als Student in Wittenberg 1539 Haus- und Tischgenosse Luthers, 1541 Diakon in Jena, 1545 in Straßburg, wo er 1552 Professor der Theologie und Präsident des Kirchenkonvents wurde. 1551 war er einer der Abgesandten zum Tridentiner Konzil. Als einer der strengsten Lutheraner, der sich die Beseitigung aller zum schweizerischen Typus neigenden Lehrweise und Liturgie zur Lebensaufgabe gemacht hatte, war er an den konfessionellen Streitigkeiten aufs lebhafteste beteiligt. Seine reformierten Gegner wußte er zu vertreiben. 1577 wurde auf sein Betreiben der reformierte Gottesdienst in Straßburg ganz untersagt. Auch beteiligte sich M. an der Einführung der Reformation in der Kurpfalz 1556–57 und 1576 an der Zurückführung der dortigen Kirche zum Luthertum. Vgl. Treuß, Situation intérieure de l'Eglise luthérienne de Strasbourg sous la direction de J. M. (Straßb. 1857; deutsch bearbeitet von Ihme in der »Zeitschrift für lutherische Theologie und Kirche«, 1872); Horning, Dr. Johann M. (Straßburg 1887).

2) Oswald, Dichter und Schriftsteller, geb. 13. April 1810 zu Jauer in Schlesien, gest. 28. Juli 1890 in Leipzig, wurde 1833 Privatdozent und 1845 Professor der Technologie in Leipzig, auch gehörte er 1852–85 dem Direktorium der von ihm daselbst mitbegründeten Lebensversicherungsgesellschaft »Teutonia« an. Von seiner vielseitigen schriftstellerischen Tätigkeit sind hervorzuheben: »Populäres physikalisches Lexikon« (Leipz. 1833–38, 5 Bde.; 2. Aufl., das. 1858–60, 6 Bde.); »Lehrbuch der Geschichte der Philosophie« (das. 1838–41, 2 Bde.); die Erläuterungsschrift »Goethes Faust, 1. und 2. Teil« (Stuttg. 1881); ferner verfaßte er Novellen, Dramen und Bearbeitungen von Werken des Sophokles, Aristophanes, Äschylos und Shakespeare sowie (zum Teil unter dem Pseudonym Silesius Minor) mehrere Bände Gedichte (»Gedichte«, Leipz. 1836; 2. Aufl. 1838). M. redigierte auch die Vierteljahrsschrift »Jahreszeiten« (Leipz. 1839–40, 5 Bde.), von 1848–52 die »Leipziger Zeitung« und gab die »Altdeutschen Volksbücher« (das. 1838–47,44 Bdchn.) sowie Übertragungen des Nibelungenliedes (das. 1840, 4. Aufl. 1872), auch verschiedene freimaurerische Schriften heraus.

3) Hans, Schriftsteller und Dichter, Sohn des vorigen, geb. 21. Jan. 1841 in Leipzig, gest. daselbst 5. Sept. 1905, studierte in Berlin und Tübingen Philosophie und Geschichte und ließ sich 1872 dauernd in seiner Vaterstadt nieder, wo er 1880–84 die Wissenschaftliche Beilage zur Leipziger Zeitung redigierte. Er veröffentlichte eine Sammlung formschöner und meist origineller »Gedichte« (Berl. 1869), Novellen: »Auf Irrwegen« (Leipz. 1880) und betätigte ein wirklich gestaltendes und entwickelungsfähiges, aber nicht ausgiebig produktives Talent in den Dramen: »Timoleon« (Berl. 1869), »Lorenzino von Medici« (Leipz. 1873), »Marius in Minturnä« (das. 1875), »Ein Liebling der Götter« (das. 1877) und »König und Kaufmann« (das. 1903). Sonst schrieb er noch: »Mysterium der Kunst« (Leipz. 1890) und »Christus und Faust. Gedanken über Religion und Sittlichkeit« (Dresd. 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 264.
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