Menelik [2]

[597] Menelik (Menilek), Kaiser von Abessinien, geb. 1844 in Ankober als Sohn des damaligen Kronprinzen Hailu Malakot, geriet 1855 nach Niederlage und Tod seines Vaters in die Gewalt des Kaisers Theodor, floh aber 1856 nach Schoa und nahm dort den Königstitel an. Nach Theodors Tod (1868) behauptete er sich gegen dessen Nachfolger Johannes im Besitze Schoas; ein Einfall in Gondar mißlang 1876, und 1879 mußte er Johannes anerkennen. Nach dessen Tod (9. März 1889) ließ sich M. in Antoto zum Negus Negesti von Abessinien krönen. Mit den Italienern, die sich inzwischen in Massaua festgesetzt hatten, schloß er 2. Mai 1889 den Vertrag von Utschalli, worin er in Aussicht stellte, mit fremden Mächten nur durch Vermittelung der Italiener zu verhandeln, trat ihnen aber entgegen, als sie Tigré erobern wollten, und erlangte durch den Sieg von Adua (1. März 1896) völlige Unabhängigkeit wieder. Rußland, Frankreich und England bewarben sich um seine Gunst; mit der Union schloß er einen Handelsvertrag. M. unterwarf 1898 den Ras Mangascha, stellte Tigré 1899 unter den zuverlässigern Ras Makonnen und brachte auch sonst Abessiniens Macht auf eine bedeutende Höhe. Er knüpfte eine vielversprechende Handelsverbindung mit dem Deutschen Reich an, das im Januar 1905 eine achtgliederige Gesandtschaft unter dem Geheimen Legationsrat Friedrich Rosen an M. schickte, gab der Nationalbank für Ägypten das Privileg zur Errichtung einer abessinischen Staatsbank (Anfang März 1905) und wahrte energisch den internationalen Charakter der von der International Ethiopian Railway Trust and Construction Co. ins Innere seines Landes begonnenen Eisenbahn (im April). Im Herbst ernannte er seinen Neffen Ligg Mann zum Thronerben. Vgl. Berkeley, The campaign of Adowa and the rise of M. (Lond. 1902); Hentze, Am Hofe des Kaisers M. von Abessynien (Leipz. 1905).[597]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 597-598.
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