Molybdän

[47] Molybdän Mo, Metall, findet sich nicht gediegen, mit Schwefel verbunden im Molybdänglanz MoS2, mit Sauerstoff im Molybdänocker MoO3, außerdem als molybdänsaures Blei (Gelbbleierz PbMoO4), in[47] geringen Mengen in manchen Eisenerzen und im Mansfelder Kupferschiefer. Man erhält das Metall durch Erhitzen von Trioxyd oder Chlorid im Wasserstoffstrom, durch Reduktion von molybdänsaurem Kalk mit Kohle und Entfernung des Kalks mittels Salzsäure. Das so gewonnene Metall enthält nur etwa 3 Proz. chemisch gebundenen Kohlenstoff. Moissan reduziert Molybdänsäure mit Zuckerkohle im elektrischen Ofen durch einen Strom von 800 Ampere und 60 Volt. Nach Guichard verliert Molybdänsulfid MoS2, das verbreitetste Molybdänerz, beim Erhitzen in einer Kohlenröhre mittels eines Stroms von 900 bis 950 Amp. und 50–55 Volt in 5 Minuten seinen gesamten Schwefel und hinterläßt reines Metall mit etwa 7 Proz. Kohlenstoff. Goldschmidt stellt M. aus Molybdänglanz nach seinem aluminothermischen Verfahren her. M. ist stark glänzend, von weißem Bruch, sehr schwer schmelzbar, Atomgewicht 96, spez. Gew. 9,01, läßt sich wie Eisen hämmern, leicht feilen und polieren, ritzt weder Quarz noch Glas, wird von Wasser und Luft nicht angegriffen, läuft beim Erhitzen an der Luft wie Stahl an und beginnt bei 600° sich zu Molybdänsäure zu oxydieren. Es löst sich in Flußsäure, Salpetersäure und kochender Schwefelsäure, von einer geschmolzenen Mischung von chlorsaurem und salpetersaurem Natron wird es heftig oxydiert. Beim Erhitzen mit Kohle nimmt es leicht Kohlenstoff auf und bildet Molybdänkarbid. Es ist drei- bis sechs-, auch achtwertig und bildet mit Sauerstoff mehrere Oxyde, von denen Molybdänoxydul MoO, Molybdänsesquioxyd (Molybdänoxyd) Mo2O3 und Molybdänoxyd (Molybdänsuperoxyd) MoO2 schwach basisch sind. Molybdäntrioxyd (Molybdänsäureanhydrid) Mo O3 bildet zarte weiße Blättchen, die beim Erhitzen gelb, beim Erkalten wieder farblos werden; es schmeckt scharf metallisch, löst sich kaum in Wasser, leicht in Salpetersäure und Salzsäure (nach dem Glühen wenig), schmilzt in der Rotglut zu einer rotgelben Flüssigkeit, sublimiert leicht, namentlich im Luftstrom, und bildet Blättchen und Schuppen. Es wird beim Erhitzen in Wasserstoff, auch in Lösungen leicht reduziert. Aus der Lösung in Salpetersäure scheidet sich Molybdänsäure H2MoO4 in gelben Krusten aus, die in Wasser und Säuren löslich sind. Durch Dialyse einer mit Salzsäure versetzten Lösung von molybdänsaurem Natron erhält man eine sehr unbeständige Lösung von Molybdänsäure, die durch Licht blau wird. Die Salze (Molybdate) leiten sich von der normalen Säure ab oder von Polysäuren. Sie sind farblos oder gelb, meist kristallisierbar, und nur die Alkalisalze sind in Wasser löslich. Molybdänsaures Ammoniak (NH4)6Mo7O24+4H2O bildet große, farblose, luftbeständige Kristalle. Eine mit Salpetersäure versetzte Lösung dieses Salzes färbt sich mit den geringsten Spuren von Phosphorsäure gelb und gibt dann einen gelben Niederschlag von phosphormolybdänsaurem Ammoniak (NH4)3PO4+12MoO3+6H2O. Man benutzt diese Reaktion zum Nachweis und zur Bestimmung der Phosphorsäure. Phosphormolybdänsäure H3 PO4+10MoO3+12H2O (gelbe Prismen) fällt auch die organischen Basen und wird zur Trennung der Alkaloide benutzt. Ähnliche Doppelsäuren bildet Molybdänsäure auch mit Arsensäure. Bei der Reduktion gibt Molybdänsäure verschiedene Molybdänoxyde; aus der salzsauren Lösung fällen Zinn, Zink und Eisen blaues molybdänsaures Molybdänoxyd (Molybdänblau, Mineralindigo); ein ähnliches Präparat (blauer Karmin) entsteht bei Einwirkung von Zinnchlorür, und wenn man eine Lösung von Molybdänsäure in Schwefelsäure mit Alkohol versetzt, so entsteht eine blaue Flüssigkeit, in der man Seide färben kann. Molybdänpulver liefert beim Erhitzen in Chlor Molybdänpentachlorid MoCl5, eine schwarze kristallinische Substanz, die bei 194° schmilzt, bei 268° siedet und rote Dämpfe bildet. Im Wasserstoffstrom gibt das Pentachlorid bei 250° rotes Trichlorid MoCl3, das beim Glühen im Kohlensäurestrom in schwer flüchtiges blaßgelbes Chlorür Mo3Cl6 und in flüchtiges braunes Tetrachlorid MoCl4 gespalten wird. Molybdändisulfid MoS2 findet sich als Molybdänglanz, Molybdäntrisulfid MoS3 wird aus den Salzlösungen durch Schwefelwasserstoff gefällt und bildet wie das Tetrasulfid MoS4 mit Alkalisulfiden Sulfosalze. Ferromolybdän mit 50 Proz. M. und Molybdännickel mit 25 Proz. M. werden durch Verschmelzen von geröstetem Molybdänglanz mit Eisen-, bez. Nickeloxyd dargestellt und zur Bereitung von Spezialstahl benutzt. Stahl erhält durch Zusatz von 2 Proz. M. silberweiße Farbe, samtartigen Bruch und außerordentliche Härte. Im allgemeinen erreicht man eine gewisse Härte mit halb soviel M. wie Wolfram (vielleicht entsprechend den Atomgewichten beider Metalle [Wo 184, Mo 96]). Kompaktes M. findet als Desoxydationsmittel bei Flußeisenerzeugung Anwendung. Gegenüber dem Aluminium, Ferrosilicium und Ferromangan hat es den Vorzug, daß es ein flüchtiges Oxyd, die Molybdänsäure, liefert, die gasförmig entweicht und dabei das Eisenbad aufrührt. Auch zur Darstellung von Spezialstahl wird das durch das aluminothermische Verfahren gewonnene M. benutzt. Der Name molybdos diente ursprünglich zur Bezeichnung verschiedener bleihaltiger Substanzen und wurde später auf Bleiglanz und ähnlich aussehende Körper übertragen, die auch Plumbago (Wasserblei, Reißblei, Potelot, Pottlot) genannt wurden. Letztern Namen erhielt schließlich auch der Graphit und das sehr ähnliche Schwefelmolybdän. Scheele unterschied 1778 beide Mineralien, stellte Molybdänsäure dar, und 1782 erhielt Hjelm das Metall. Klaproth erkannte 1797 das Gelbbleierz als Bleimolybdat.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 47-48.
Lizenz:
Faksimiles:
47 | 48
Kategorien: