Montauban [1]

[89] Montauban (spr. mongtobáng), Hauptstadt des franz. Depart. Tarn-et-Garonne, am rechten Ufer des Tarn, der hier den Tescou aufnimmt und von einer Brücke aus dem 14. Jahrh. (nach der Vorstadt Villebourbon) überspannt wird, Knotenpunkt der Süd- und der Orléansbahn, hat eine Kathedrale von 1739 mit schönem Gemälde von Ingres, mehrere moderne Kirchen, ein Stadthaus (ehemaliges Schloß aus dem 14.–17. Jahrh.) mit einem Kunst- und Antiquitätenmuseum (enthaltend Gemälde und Zeichnungen von Ingres u.a.), Häuser mit Säulenhallen (17. Jahrh.) an der Place Nationale, Denkmäler des Malers Ingres und des Schriftstellers Léon Cladel und (1901) 22,729 (als Gemeinde 30,506) Einw. Die Industrie umfaßt Seiden- und Wollspinnerei, Metallgießerei, Fabriken für Tuch, Möbelstoffe, Strohhüte, Wagen etc., Baum schulen; auch der Handel ist bedeutend. M. hat ein naturhistorisches Museum, ein katholisches Seminar, eine theologische Fakultät der Reformierten, zwei Lyzeen (davon eins Mädchenlyzeum), eine Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt, Gewerbeschule, Weinbauschule, Bibliothek von 25,000 Bänden, Theater, einen Botanischen Garten, Gerichts- und Assisenhof, ein Handelsgericht, eine Filiale der Bank von Frankreich, eine Handels- und eine Ackerbaukammer, eine Gesellschaft der Wissenschaften und Künste und ist Bischofssitz. – M. wurde 1317 Bischofssitz, gab sich 1570 als einer der vier Sicherheitsplätze der Protestanten eine Art von republikanischer Verfassung und legte starke Befestigungen an. Es hatte in den Religionskriegen vielfach zu leiden. Von Ludwig XIII. lange vergebens belagert, ergab es sich ihm 1629, worauf Richelieu die Werke schleifen ließ. Auch unter Ludwig XIV. hatten die Einwohner nach der Aufhebung des Edikts von Nantes (1685) um der Religion willen viele Drangsale zu erdulden. M. ist Geburtsort des Malers Ingres, dem hier 1871 ein Denkmal errichtet wurde.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 89.
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