Mosen

[172] Mosen, Julius, Dichter, geb. 8. Juli 1803 zu Marieney im sächs. Vogtland, gest. 10. Okt. 1867 in Oldenburg, besuchte das Gymnasium in Plauen, studierte seit 1822 in Jena die Rechte, reiste während seiner Studienzeit nach Italien und arbeitete dann längere Zeit bei einem Sachwalter in seiner Heimat. 1831 erhielt er eine Anstellung beim Patrimonialgericht in Kohren; 1834 ließ er sich als Advokat in Dresden nieder, wo er bald zu literarischem Ansehen gelangte. 1844 ging er als Dramaturg an das Hoftheater in Oldenburg. Leider ward hier schon seit 1848 seine Tätigkeit durch unheilbare Krankheit, die[172] zuletzt in völlige Lähmung überging, unterbrochen. M. ward nach 1850 pensioniert, blieb aber bei schwerem Siechtum geistig frisch. M. trat zuerst mit den epischen Gedichten »Das Lied vom Ritter Wahn« (Leipz. 183 t), der freien Gestaltung einer uralten italienischen Sage, und »Ahasver« (Dresd. 1838) hervor, die von seiner mehr philosophischen als poetischen Anlage zeugten. In seinen »Gedichten« (Leipz. 1836, 2. Aufl. 1843) erfreut er oft durch volkstümliche Frische, so daß eine Reihe balladenähnlicher Gedichte, wie »Die letzten Zehn vom vierten Regiment«, »Andreas Hofer« und »Der Trompeter an der Katzbach«, in den Mund des Volkes übergingen. Als Erzähler trat M. mit der Novelle »Georg Venlot« (Leipz. 1831), den »Novellen« (das. 1837), dem historisch-politischen Roman »Der Kongreß von Verona« (Berl. 1842, 2 Bde.) und dem reizenden, frischen und stimmungsvollen Novellenbuch »Bilder im Moose« (Leipz. 1846, 2 Bde.) hervor. Mosens Hauptbestrebungen wandten sich inzwischen dem Drama zu, aber in seinen Werken dieser Gattung herrscht zumeist die abstrakte Rhetorik vor; dahin gehören »Heinrich der Finkler« (Leipz. 1836);»Cola Rienzi«, »Die Bräute von Florenz«, »Wendelin und Helene«, »Kaiser Otto III.« (diese vier gesammelt als »Theater«, Stuttg. 1842), die letztgenannte Tragödie war die bedeutendste. In spätern Dramen: »Don Johann von Österreich«, »Herzog Bernhard« (Leipz. 1855), »Der Sohn des Fürsten« (Ol den b. 1858), versuchte M. seine Rhetorik durch äußerliche theatralische Effekte auszugleichen. Noch ist das geistvolle Werkchen »Die Dresdener Gemäldegalerie« (Dresd. 1844) zu erwähnen. Mosens »Sämtliche Werke« erschienen in 8 Bänden (Oldenb. 1863); eine neue vermehrte Ausgabe mit Biographie gab sein Sohn heraus (Leipz. 1880, 6 Bde.), eine Auswahl, mit Biographie von Zschommler, erschien in Leipzig 1899, 4 Bde. Vgl. Mosens »Erinnerungen«, fortgeführt von M. Zschommler (Plauen 1893); »Julius M., eine biographische Skizze« (Oldenb. 1878). In Marieney wurde M. 1903 ein Denkmal (von Mörlin) gesetzt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 172-173.
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