Niel [2]

[670] Niel (spr. ni-ell), Adolphe, franz. Marschall und Kriegsminister, geb. 4. Okt. 1802 in Muret (Obergaronne), gest. 14. Aug. 1869, trat 1827 in das Heer, ging 1836 nach Afrika und erwarb sich bei dem Sturm auf Konstantine den Rang eines Bataillonschefs. Bei der römischen Expedition 1849 leitete er die Belagerungsarbeiten. Darauf übernahm er im Kriegsministerium die Genieabteilung und leitete in dem Kriege gegen Rußland als Kommandant des Geniekorps der Ostsee-Expedition den Angriff auf die Festung Bormasund (11.–16. Aug. 1854). Im April 1855 zum Oberbefehlshaber des gesamten Geniewesens der französischen Belagerungsarmee vor Sebastopol ernannt, hatte er wesentlichen Anteil an dessen endlichem Fall (vgl. seine Schrift »Siége de [670] Sébastopol«, Par. 1858). 1857 ward er Senator. Während des italienischen Feldzugs 1859 zeichnete er sich als Kommandant des 4. französischen Armeekorps, besonders bei Solferino, wo er den rechten Flügel befehligte, so aus, daß er noch im Juni d. J. zum Marschall von Frankreich ernannt wurde. Als Napoleon III. nach 1866 zu einer Reorganisation der Armee schreiten mußte, wurde N. 20. Jan. 1867 zum Kriegsminister ernannt und brachte trotz der starken Opposition, welche die Erhöhung der Opfer an Geld und Menschen beim Gesetzgebenden Körper fand, das neue Armeegesetz, allerdings nicht ohne bedenkliche Änderungen, durch. Auch beschaffte er das Chassepotgewehr in kürzester Frist. Ehe er aber noch die Reorganisation des Heeres vollendet hatte, starb er an den Folgen einer Operation. 1876 wurde ihm in Muret ein Denkmal gesetzt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 670-671.
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