Odd Fellows

[897] Odd Fellows (spr. féllos, In dependent Order of O. F., abgekürzt I. O. O. F., »Unabhängiger Orden der O. F.«), Name einer in der Mitte des 18. Jahrh. in England verbreiteten Wohltätigkeitsgesellschaft, einer philanthropischen Anstalt mit dem Motto: »Freundschaft, Liebe und Wahrheit« und mit drei Graden. Der Name dieser weitverzweigten und über großartige Mittel verfügenden Verbindung rührt von einem hauptsächlich in London und später über ganz England ausgedehnten Verein her, der in seinen Versammlungen eine kleine Abgabe zur gegenseitigen Unterstützung der Mitglieder einzog. Sie nannten sich »Odd fellows« (»Wunderliche Gesellen«). Seine straffe Organisation verdankt der Orden Thomas Wildey, einem 1817 aus seiner Geburtsstadt London nach Amerika ausgewanderten einfachen Handwerker, dem Vater der amerikanischen Logen. Die Logen der O. F. stehen unter Distriktsgroßlogen und diese unter »unabhängigen Großlogen«, deren es sieben gibt: die souveräne Großloge der Vereinigten Staaten, die Großloge von Australasien, die Großloge des Deutschen Reiches, die Großloge der Schweiz, die Großloge von Dänemark, die Großloge von Schweden und die Großloge der Niederlande. Der Vorsitzende derselben führt den Namen Groß-Sire. Geistige und sittliche Ausbildung, Förderung praktisch-humaner Bestrebungen unter den Genossen und in der menschlichen Gesellschaft überhaupt, Unterstützung Dürftiger, der Witwen und Waisen wie auch strebsamer junger Leute sind Zwecke der Verbindung. Nach Deutschland wurde der Orden der O. F. durch den Amerikaner Morse im J. 1870 verpflanzt, und es zählt jetzt die Großloge des Deutschen Reiches 7 Distriktsgroßlogen und 100 Unterlogen. Es erscheinen ein »Adreßbuch der O. F. für Deutschland« und eine Zeitschrift: »Der Oddfellow« (sämtlich in Leipzig). Die Zahl der Mitglieder in Deutschland beträgt 5600, diejenige sämtlicher Mitglieder weit über 1 Million. Freimaurer- und Odd-Fellow-Logen stehen nicht miteinander in engern Beziehungen, aber bei Wohltätigkeitsakten wirken beide vielfach zusammen. Vgl. die Schriften von Andräas (Leipz. 1882), Weiß (3. Aufl., das. 1892), Ohorn (4. Aufl., das. 1898); Gerlach, Phasen der Entwickelung des Odd-Fellow-Ordens in Deutschland (das. 1894); Maser, Jubelschrift zur 25jährigen Feier der Einführung des Odd-Fellow-Ordens in Europa (das. 1895); Lotthammer, Handbuch für Odd Fellows (das. 1906).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 897.
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