Orvieto

[155] Orvieto, Kreishauptstadt in der ital. Provinz Perugia, in malerischer Lage 355 m ü. M. auf einem vereinzelten Tuffelsen über dem rechten Ufer der Paglia, an der Eisenbahn Florenz-Rom, mit Drahtseilbahn vom Bahnhof zur Stadt, ist Bischofssitz und besonders durch ihren Dom, eine imposante Säulenbasilika mit offenem, verziertem Dachstuhl, edel gebildeten Fenstern, Querschiff und geradem Chorabschluß, berühmt. Der Bau wurde 1290 begonnen und bis 1580 fortgesetzt. Die Fassade (von Lorenzo Maitani aus Siena, seit 1310) ist aus weißem Marmor und eins der herrlichsten Werke gotischer Baukunst. Mit drei Portalen versehen (die seitlichen mit Spitzbogen, das mittlere mit Rundbogen), steigt sie, von einer horizontalen, zierlichen Arkadengalerie durchzogen und mit einer Rose im mittlern Oberbau geschmückt, in die Höhe und läuft in einen weit aufragenden Mittelgiebel, zwei Seitengiebel und vier Strebetürme aus. An der Fassade sind berühmte Reliefs von Maitani u.a. sowie Mosaiken angebracht. Das Innere enthält Fresken von Fiesole und Luca Signorelli, ein schönes Taufbecken (1402), ein silbernes Tabernakel (1337) und schönes Stuhlwerk. O. hat 5 andre Kirchen, darunter San Domenico aus dem 13. Jahrh. mit dem Grabmal des Kardinals di Braye (gest. 1280) von Arnolfo da Cambio, die Dom-Bauhütte mit dem städtischen Museum (etruskische und mittelalterliche Gegenstände), einen bischöflichen und einen ehemaligen päpstlichen Palast, ein hübsches Theater, einen berühmten Brunnen (Pozzo di San Patrizio, von 1527), 6 im tief, in den zwei Spiraltreppen von je 248 Stufen hinabführen, eine öffentliche Anlage (an Stelle der ehemaligen Zitadelle), Lyzeum, Gymnasium, Technische Schule, Seminar, Zuchthaus, Weinbau, Ölgewinnung, Handel und (1901) 7543 (als Gemeinde 18,543) Einw. In der Nähe der Stadt viele etruskische Gräber. – O. kommt als Urbs vetus zuerst im 7. Jahrh. vor und war im spätern Mittelalter Republik. Im 14. Jahrh. herrschten hier die Monaldeschi, von denen O. 1420 an Papst Martin V. kam. 3 km von O. wurden 1864 etruskische Gräber mit Inschriften und Malereien, die Gräberstadt des alten Volsinii, entdeckt. Vgl. Gruner, Die Basreliefs am Dom zu O. (Leipz. 1858, 83 Tafeln, mit Text von E. Braun); Fumi, Codice diplomatico della città di O., sec. XI-XV (Flor. 1884), O., note storiche etc. (Citta di Castello 1891) und Il duomo d'O. (Rom 1891); Piccolomini, Guida storico-artistica della città di O. (Siena 1885).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 155.
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