Fiesŏle [1]

[557] Fiesŏle (spr. fjē-), Stadt in der ital. Provinz und dem Kreis Florenz, 295 m ü. M., mit Florenz durch elektrische Eisenbahn verbunden, hat eine 1028 gegründete Kathedrale (1256 und 1883 restauriert), mit Bildhauerwerken von Mino da Fiesole, die Kirche Sant' Alessandro (mit 15 antiken Marmorsäulen), einen Palazzo Pretorio aus dem 13. Jahrh., mit kleinem Altertumsmuseum, ein Franziskanerkloster (von 1350, an der Stelle der antiken Burg, mit herrlicher Aussicht), zahlreiche Villen und (1901) ca. 5800 (als Gemeinde 17,176) Einw., die Landbau und Strohflechterei betreiben. F. ist Bischofssitz und Sitz des Jesuitengenerals und hat ein Seminar. Südlich von der Stadt liegen die ehemaligen Klöster San Domenico di F., 1406 gegründet, in dem eine Zeitlang der Maler Fra Angelico da F. als Mönch lebte, und Badia di F. (jetzt adlige Erziehungsanstalt), 1028 gegründet, 1462 von Brunellesco neu erbaut, mit schönem Klosterhof und Loggia. – F. steht auf der Stelle des alten etrurischen Faesulae, von dem noch Reste der kyklopischen Mauer sowie eines Amphitheaters übrig sind. In der Nähe wurden die Römer von den Galliern 225 v. Chr. besiegt. Unter Sulla wurde F. eine Kolonie, und Catilina organisierte hier nach der Flucht aus Rom seine Streitkräfte. Bei F. schlug Stilicho 405 n. Chr. das Heer des Radagaisus (s.d.). 1125 wurde die Stadt von den Florentinern zerstört.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 557.
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