Fiesŏle [2]

[557] Fiesŏle (spr. fjē-), 1) Fra Giovanni da, auch Fra Beato Angelico genannt, eigentlich Guido di Pietro, ital. Maler, geb. 1387 zu Vicchio in der Provinz Mugello, gest. 18. März 1455 in Rom, trat 1407 in das Dominikanerkloster von Fiesole und bildete sich nach Gherardo Starnina, Masolino und Orcagna in der Malerei aus. Seine frühesten Arbeiten befinden sich zu Cortona, darunter ein Altargemälde, die thronende Jungfrau zwischen Heiligen, in San Domenico. Als 1436–42 das Kloster San Marco in Florenz für die Dominikaner von Fiesole hergerichtet ward, schmückte es Fra Angelico mit vielen Fresken. Um 1446 berief ihn Eugen IV. nach Rom. Von da ging F. 1447 nach Orvieto, wo er die Decke der von Nikolaus V. erbauten Cappella Nuova im Dom ausmalte, und 1450 in sein Kloster nach Fiesole. Darauf nach Rom zurückgekehrt, stattete er hier für Papst Martin V. die St. Nikolauskapelle des Vatikans mit Malereien aus. Fiesoles tief religiöser Sinn, sein von allem Irdischen abgewendetes, ausschließlich dem Himmlischen zugewendetes Gemüt spricht sich in allen seinen Werken deutlich aus. Namentlich ist keinem Maler der Ausdruck des überirdischen, von göttlicher Lebe erfüllten Charakters der Engel und der himmlischen Wonne der Seligen so vollkommen gelungen wie ihm, weshalb er den Beinamen Angelico erhielt und nach seinem Tode selig gesprochen ward. Er soll nie, ohne zuvor zu beten, den Pinsel ergriffen haben. Der Ausdruck mächtiger Leidenschaften gelang ihm nicht, und er steht in dieser Beziehung Masaccio nach, den er in der seinen Beseelung der Gesichtszüge wieder übertrifft. Von Fiesoles Fresken sind neben denen im Kloster San Marco die in der Nikolauskapelle zu Rom die hervorragendsten. Unter seinen Altargemälden zeichnen sich aus: die Madonna mit vier Heiligen, in San Domenico zu Perugia; das Triptychon mit der thronenden Madonna, in den Uffizien zu Florenz; die Anbetung der heiligen Jungfrau durch die Heiligen Kosmas und Damian, das Jüngste Gericht und die Kreuzabnahme, in der Akademie daselbst; die Krönung Mariä, im Louvre zu Paris (gestochen auf 15 Blättern, mit Erklärung von A. W. v. Schlegel, 1817), und das Jüngste Gericht, im Berliner Museum. In der Kirche Santa Maria sopra Minerva in Rom wurde ihm ein Denkmal gesetzt. Vgl. Förster, Leben und Werke des Fra Giov. da F. (Regensb. 1859); Beissel, Fra Giov. da F. (Freib. 1895); Ley, F. (Lond. 1886); Supino, Beato Angelico (Flor. 1898); Rothes, Die Darstellungen des Fra Giov. Angelico aus dem Leben Christi und Mariä (Straßb. 1902).

2) Mino da F., eigentlich Mino di Giovanni di Mino, ital. Bildhauer, geb. 1431 zu Poppi im casentinischen Gebiet, gest. 11. Juli 1484 in Florenz, war anfangs als Steinmetz in Florenz tätig und bildete sich dann unter Leitung des nur drei Jahre ältern Desiderio da Settignano zum Bildhauer aus. Er entfaltete bald eine sehr umfangreiche Tätigkeit, deren Ergebnisse, soweit sie monumentale und dekorative Arbeiten betreffen, sich in Florenz, Rom und Fiesole befinden. Während diese jedoch durch Mangel an Originalität der Erfindung und durch flüchtige Ausführung leiden, bezeichnen seine Porträtbüsten den Höhepunkt der naturalistischen Porträtbildnerei im 15. Jahrh., weshalb sie sehr gesucht sind und mit hohen Preisen bezahlt werden. In die erste Hälfte seiner Tätigkeit fallen die meisten seiner lebensvollen, bis in die kleinsten Einzelheiten der Natur nachgebildeten Porträtbüsten in Marmor: die des Piero de' Medici (1453), des Giuliano de' Medici und des Grafen Rinaldo della Luna (1461) im Museo Nazionale zu Florenz, des Florentiners Alexo di Luca (1456) zu Berlin (in Privatbesitz), des Niccolo Strozzi (um 1454) im Berliner Museum und des Bischofs Lionardo Salutati (von 1466) an seinem ebenfalls von F. ausgeführten Grabmal im Dom zu Fiesole, das in monumentaler[557] und dekorativer Hinsicht Fiesoles Hauptwerk ist. Von seinen andern Schöpfungen sind zu nennen: die Ausschmückung der Badia zu Florenz mit Altären und Grabdenkmälern, das Grabmal des Papstes Paul II. in den Grotte Vaticane unter der Peterskirche zu Rom und das Grabmal des Kardinals Forteguerra in Santa Cecilia zu Rom.

3) Silvio Cosini da, ital. Bildhauer, geb. 1502 in Florenz, gest. daselbst 1547, wurde Schüler des Andrea Ferrucci und war vorzugsweise auf dem Gebiete der dekorativen Plastik, so an den Mediceergräbern in Florenz, in Genua und Mailand, tätig. Selbständige Werke sind: eine Madonna für das Grabmal von Ant. Strozzi in Santa Maria Novella zu Florenz, das Grabmal der Minerbetti ebenda, zwei Engel für den Hauptaltar des Doms zu Pisa und das Grabmal für Raffaele Maffeo in San Lino zu Volterra.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 557-558.
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