Pindemonte

[889] Pindemonte, 1) Giovanni, Marchese, ital. Dramatiker, geb. 4. Dez. 1751 in Verona, gest. daselbst 23. Jan. 1812, wurde 1782 Mitglied des Großen Rates in Venedig und 1789 Podestà von Vicenza. Schon 1790 wegen freier Reden und Handlungen auf 8 Monate verbannt, mußte er 1796 nach Frankreich fliehen. Später wurde er Mitglied der Regierung der zisalpinischen Republik und 1802 der gesetzgebenden Körperschaft. Nach deren Auflösung kehrte er nach Verona zurück. P. beschränkte die Herrschaft der Aristotelischen Regeln. Seine mittelmäßigen Dramen waren wegen ihrer zügellosen Phantasie und ihres Patriotismus bei der Menge beliebt. Gesammelt erschienen seine dramatischen Werke (»Componimenti teatrali«, Mail. 1804–05, 4 Bde.; 1827, 2 Bde.) und die »Poesie e lettere« (Bologna 1883, mit Biographie und Bibliographie). Vgl. Pugliesi, Giovanni P. (Rom 1905).

2) Ippolito, ital. Dichter, Bruder des vorigen, geb. 13. Nov. 1753 in Verona, gest. daselbst 18. Nov. 1828, trat auf den Wunsch seiner Eltern in den Malteserorden, lebte längere Zeit auf Malta und in Sizilien, verließ aber wegen seiner schwachen Gesundheit den Dienst und widmete sich ganz der Literatur. Als Dichter trat er zuerst mit einigen Tragödien auf. Später fand er das richtige Feld für sein Talent in der lyrischen und beschreibenden Dichtung. Seine »Poesie campestri« (Parma 1788) gehören zu den[889] besten Gedichten dieser Art in der neuern italienischen Literatur. 1798 erschienen in Pisa seine »Poesie varie«, unter denen sich namentlich die lyrischen Gedichte auszeichnen. Seiner Tragödie »Arminio« (Verona 1804) mit Chören fehlt es an Pathos. In den »Epistole in versi« (1805) beklagt er besonders die Leiden Italiens während der vorhergehenden Kriege, und 1807 beantwortete er Foscolos ihm gewidmetes Gedicht »Isepoleri« mit einem ähnlichen voll Schwung und Gedankentiefe. Den größten Beifall trug ihm aber seine vorzügliche Übersetzung der »Odyssee« ein (1809 zwei Gesänge, 1822 ganz, zuletzt Turin 1883). Zu seinen besten Arbeiten gehören auch die »Sermoni« (1819), Satiren im Geiste des Horaz, worin die Laster und Torheiten der Zeit mit Humor gegeißelt werden. In den »Elogj di letterati« (1825–26, 2 Bde.) zeigt er sich als vortrefflicher Prosaiker. Gesammelt wurden die »Poesie originali di Ippolito P,« von Torri herausgegeben (Flor. 1858). Vgl. Montanari, Della vita e delle opere d'I. P. (2. Aufl., Vened. 1856); Peri, Ippolito P. (2. Aufl., Rocca S. Casciano 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 889-890.
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