Prud'hon

[412] Prud'hon (spr. príìdóng), Pierre, franz. Maler, geb. 4. April 1758 in Cluny (Saône-et-Loire), gest. 16. Febr. 1823 in Paris, bildete sich bei dem Maler Desvoges in Dijon und seit 1782 in Rom nach den Malern des 16. Jahrh., von denen Correggio und Leonardo, sein »Meister und sein Held«, mit ihrem zarten Helldunkel und ihren jugendlich weichen Körpern den stärksten Einfluß auf ihn gewannen. Seit 1769 in Paris ansässig, führte er während der Revolution ein ärmliches Dasein als Porträtmaler, und erst 1799 gelang es ihm, mit einer im »Salon« ausgestellten Zeichnung die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und Aufträge zu Deckenmalereien zu erhalten (Jupiter und Diana im Louvre). Um diese Zeit ging er mit seiner Schülerin Konstanze Mayer (1775–1821) ein Freundschaftsverhältnis ein, das ihn für eine unglückliche Ehe entschädigte und seinem Schaffen einen höhern Aufschwung gab. 1808 erschienen im »Salon« die Entführung Psyches durch Zephir und das Verbrechen, von der Gerechtigkeit und der göttlichen Rache verfolgt (beide im Louvre). Er erhielt nun mehrere Aufträge und wurde später zum Zeichenlehrer der Kaiserin Maria Luise gewählt. 1814 stellte er den sich auf Baumästen schaukelnden Zephir aus, und 1816 wurde er Mitglied des Instituts. Der Selbstmord seiner Freundin infolge eines von ihm veranlaßten Mißverständnisses untergrub jedoch seine Kraft und beschleunigte seinen Tod. Seine Bedeutung liegt darin, daß er im Gegensatz zur vorwiegend zeichnerischen, reliefartig kühlen Richtung Davids das rein malerische Element und die Wirkung des Lichtes betonte. Er hat auch vortreffliche Bildnisse gemalt (Kaiserin Josephine, im Louvre). Herrliche Zeichnungen von ihm besitzt besonders das Museum in Chantilly. Vgl. Clément, P., sa vie, ses œuvres, etc. (3. Aufl., Par. 1880); Gauthiez, Pierre Paul P. (das. 1886).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 412.
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