Satz [2]

[629] Satz, in der Grammatik ein in Worten ausgedrücktes Urteil. Nach der Lehre der ältern Grammatik muß ein vollständiger S. immer mindestens Subjekt, Prädikat und Kopula enthalten; doch hat die vergleichende Sprachwissenschaft gezeigt, daß es auch Sprachen gibt, wie z. B. die der amerikanischen Ureinwohner, in denen oft der ganze S. in einem langstiligen Kompositum ausgeht, wie ja auch in europäischen Sprachen ein S. nur aus einem einzigen Wort, z. B. »Ja«, »Nein«, bestehen kann. Je nachdem sie selbständig oder von einem andern S. abhängig sind, teilt man die Sätze ein in Hauptsätze und Nebensätze. Die Nebensätze zerfallen in Konditional- oder Bedingungssätze, Final- oder Absichtssätze, Konsekutiv- oder Folgesätze, Konzessiv- oder Einräumungssätze und andre Arten. Vgl. Delbrück, Vergleichen de Syntax der indogermanischen Sprachen, Bd. 1 u. 3 (Straßb. 1893 u. 1900); Brugmann, Kurze vergleichende Grammatik der indogermanischen Sprachen, S. 623 (das. 1904). Vgl. Syntax. – In der Musik ist S. soviel wie Periode (s. d., S. 590), ein rhythmisch und harmonisch abgerundeter Melodieteil von gewöhnlich acht Takten, aber auch soviel wie ein durch Tempo, Taktart und Tonart von den andern geschiedener Teil eines zyklischen Werkes, wie z. B. eine Sonate aus drei oder vier »Sätzen« zu bestehen pflegt; auch soviel wie Setzweise, Stil (strenger, freier, homophoner, polyphoner S.). – In der Kunstfeuerwerkerei ist S. die Mischung der verschiedenen Brennstoffe (s. Feuerwerkerei); in der Technik ein Nebenprodukt der Blutlaugensalzfabrikation, s. Ferrocyankalium. – Im Bergbau (Kunstsatz, Pumpensatz, Schachtsatz) eine in einem Schacht aufgestellte, durch eine Maschine in Bewegung gesetzte Pumpe. Niederer S. (Saugsatz), Saugpumpe; hoher S. (Hubsatz), Hubpumpe; Drucksatz, Druckpumpe; Satzhöhe, die Höhe, auf die ein S. die Wasser hebt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 629.
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