Stüve

[157] Stüve, Johann Karl Bertram, hannoverscher Staatsmann, geb. 4. März 1798 in Osnabrück, gest. 16. Febr. 1872, war seit 1820 Advokat in Osnabrück, wurde 1830 zum Schatzrat gewählt, war seit 1831 in freisinniger Richtung auf dem Landtag tätig und schrieb »Über die gegenwärtige Lage des Königreichs Hannover« (Jena 1832). 1833 Bürgermeister seiner Vaterstadt geworden, veröffentlichte S. nach der Thronbesteigung des Königs Ernst August 1837 und nach der durch ihn verfügten Vertagung des Landtags eine »Verteidigung des Staatsgrundgesetzes«. Am 20. März 1848 übernahm er unter Graf Bennigsen das Ministerium des Innern, um die liberalen Forderungen durchzuführen, war aber der Bildung eines kleindeutschen Bundesstaates unter preußischer Leitung abhold und suchte die Verbindung mit Österreich aufrecht zu erhalten. Im Oktober 1850 legte er sein Amt nieder, blieb aber als Bürgermeister seiner Vaterstadt (seit 1852) ein hervorragendes Mitglied der Ständeversammlung, bis er 1864 wegen Differenzen mit dem Bürgervorsteherkollegium sein Amt als Bürgermeister niederlegte. 1869 übernahm er auf kurze Zeit das Amt eines Bürgervorstehers. 1882 wurde sein Denkmal auf dem Marktplatz in Osnabrück enthüllt. S. gab den 3. Band von Mösers »Osnabrückischer Geschichte« (Berl. 1824) und den 3. Band von Fridericis »Geschichte Osnabrücks aus Urkunden« (Osnabr. 1826) heraus und schrieb: »Darstellung des Verhältnisses der Stadt Osnabrück zum Stift« (Hannov. 1824); »Wesen und Verfassung der Landgemeinden in Niedersachsen und Westfalen« (Jena 1851); »Geschichte des Hochstifts Osnabrück« (Bd. 1 und 2, das. 1853–72; Bd. 3, aus dem Nachlaß, das. 1882); »Untersuchungen über die Gogerichte in Westfalen und Niedersachsen« (das. 1870) u. a. Den »Briefwechsel zwischen S. und Detmold in den Jahren 1848–1850« (Hannov. 1903) sowie kleine populäre Aufsätze Stüves u. d. T. »Für Bürger und Bauer« (das. 1904) gab sein Neffe Gustav S. heraus. Vgl. Gustav Stüve, Johann Karl Bertram S. nach Briefen und persönlichen Erinnerungen (Hannov. 1900, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 157.
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