Walhalla [2]

[343] Walhalla, großartiger Marmorbau auf einer Anhöhe, etwa 8 km unterhalb Regensburg, bei Donaustauf, an der Donau, eine Schöpfung des Königs Ludwig I. von Bayern, 1830–41 errichtet. Der Entwurf dazu rührt von Leo v. Klenze her. Von dem Fuß der Anhöhe steigen 250 Marmorstufen bis zu den mächtigen, terrassenförmig aufgebauten Substruktionen des Tempels. Der ganze Bau hat eine Länge von 138, eine Breite von 91 und eine Höhe von mehr als 60 m. Der Tempel selbst ist 20 m hoch bei einer Länge von 74 und einer Breite von 35 m. Er ist aus Untersberger hellgrauem Marmor erbaut und wird von 52 kannelierten dorischen Säulen getragen. An beiden Frontseiten sind die Giebelfelder mit herrlichen Marmorstatuen durch Schwanthaler geschmückt: im vordern Giebel (teilweise nach einem Entwurf von Rauch) eine kolossale Germania nebst 15 symbolischen Figuren, an die Wiederherstellung Deutschlands nach dem Kampfe gegen Napoleon I. erinnernd; im hintern Giebel 15 Figuren, die Hermannsschlacht darstellend (s. Tafel »Bildhauerkunst XVI«, Fig. 1). Das Innere des Gebäudes, die eigentliche Cella, die ihr Licht durch Öffnungen in der mit Bronzeplatten und Goldverzierungen reichgeschmückten Decke erhält, bildet ein längliches Viereck, das in drei Abteilungen gesondert wird, von denen die mittlere zwei sitzende, die beiden andern je zwei stehende Siegesgöttinnen (von Rauch) enthalten. Rings um die Wand zieht sich ein Marmorfries, der Deutschlands Urgeschichte, nach Entwürfen des Bildhauers J. M. Wagner, in Relief enthält. Unter dem Fries an der Wand stehen auf Konsolen und Postamenten die 163 Marmorbüsten der Walhallagenossen, ausgezeichneter Deutscher, in zwei Reihen übereinander. Von denen (64), deren Bildnisse man nicht besitzt, prangen die Namen in glänzenden Buchstaben an den Wänden oder dem Fries. Vgl. König Ludwig I., Walhallas Genossen (2. Aufl., Münch. 1847), und die Beschreibungen der W. von A. Müller (33. Aufl., Regensb. 1898) und Schratz (8. Aufl., das. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 343.
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