Zeitz

[875] Zeitz, Stadt (Stadtkreis) im preuß. Regbez. Merseburg, an der Weißen Elster, über die hier vier Brücken führen, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Leipzig-Probstzella, Weißenfels-Z. u. a., 152 m ü. M., hat 5 evangelische und eine kath. Kirche, ein altertümliches Rathaus, Denkmäler Kaiser Wilhelms I. und des Konsistorialrats Delbrück (seinem Lehrer errichtet von Friedrich Wilhelm IV.), ein Kriegerdenkmal, ein evang. Domkapitel, ein Gymnasium, eine Realschule, eine Stiftsbibliothek (20,000 Bände), ein Waisenhaus, Amtsgericht, eine Oberförsterei, Bergrevier, Reichsbanknebenstelle, eine Drahtseilbahn von der Unterstadt nach der Oberstadt, 4 Eisengießereien und Maschinenfabriken, bedeutende Kinderwagen- und Holzwarenfabrikation (2187 Arbeiter), 14 Pianofortefabriken, eine Seifen- und Parfümerienfabrik (655 Arbeiter), 5 Baumwollspinnereien, Fabrikation von Woll- und Baumwollwaren und Kattun, 3 Zuckerwarenfabriken (905 Arbeiter), eine Zuckerfabrik, eine Brikettfabrik, 3 Fahrrad-, 3 Zigarren- und 3 Handschuhfabriken, Holzbildhauerei und Möbelfabrikation, 3 Bierbrauereien, ein Elektrizitätswerk, große Mühlen und (1905) 30,568 Einw., davon 876 Katholiken und 89 Juden. Unmittelbar bei der Stadt die Domäne Z. mit einer Erziehungsanstalt für verwahrloste Kinder und das Schloß Moritzburg, ehemals Residenz der Bischöfe von Z. und von 1653 bis 1717 der Herzoge von Sachsen-Z., mit der Trinitatiskirche (darin die herzogliche Gruft), jetzt Korrektions- und Landarmenanstalt. –

Wappen von Zeitz.
Wappen von Zeitz.

Z., eine alte slawische Ansiedelung, war Mittelpunkt eines Burgwarts, erhielt im 10. Jahrh. Bedeutung, als es Otto I. 968 zum Bischofssitz machte und eine Mark Z. schuf; die Stadt erscheint erst nach 1200 als selbständige Gemeinde. Der häufigen Einfälle der Wenden wegen verlegte aber der Bischof seinen Sitz um 1029 nach Naumburg, worauf das Stift den Namen Naumburg-Z. erhielt (s. Naumburg, S. 466). 1537 fanden hier ergebnislose Verhandlungen über eine Erneuerung der Erbverbrüderung zwischen Brandenburg, Hessen und Sachsen statt. Von 1656–1718 residierten die Herzoge von Sachsen-Z. (s. Sachsen, S. 380) daselbst. Zwischen Weißenfels und Z. liegt das Schlachtfeld von Hohenmölsen (s. d.). Vgl. Rothe, Aus der Geschichte der Stadt Z. (Zeitz 1876); Brinkmann, Die Burganlagen bei Z. (Halle 1896); »Chronik von Z. und den Dörfern des Zeitzer Kreises« (das. 1896, 3 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 875.
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