Aconītum

[95] Aconītum (A. L., Sturm- od. Eisenhut, Venus- od. Himmelswagen), Pflanzengattung aus der Familie der Ranunculaceen, 13. Kl. 3. Ordn. L., mit einer einfachen, 5blätterigen, gefärbten Blüthenhülle, deren oberes Blatt kappenförmig, 2 kappenförmigen, gespornten, langgestielten Honiggefäßen, welche in diesem oberen Blatte stecken, zahlreichen Staubgefäßen, 3–5, selten 2 od. 8 Pistillen u. eben so vielen Balgkapseln; in fast ganz Europa, Asien u. NAmerika, wächst in den Gebirgswäldern u. den Alpenzügen, fast aus der Ebene bis zu den Grenzen des ewigen Schnees hinaufsteigend einige Arten wachsen unter Gebüsch u. Bäumen, vor der Sonne geschützt, andere bei den Quellen u. Wasserfällen der höheren Berge od. bei den Sennhütten, noch andere bis in die Regionen des nie schmelzenden Schnees. Alle Arten, namentlich ihre Blätter u. Wurzeln, sind giftig u. zugleich arzneikräftig. Sie enthalten Aconitin (s.d.) u. sind narkotisch scharf. Untergattungen: a) Anthora: Wurzel rübenförmig, Blätter sein u. vielfach zusammengesetzt, Blüthenhülle bleibend u. vertrocknend, Honiggefäße liegend; der feinblätterige Sturmhut (A. Anthora L.), mit blaßockergelben, kurzbehaarten Blüthenhüllen u. 3 weichhaarigen Balgkapseln, in Südeuropa u. im asiatischen Rußland; die Wurzel u. Blüthen (Radix et flores anthorae) waren sonst officinell, theils als Wurmmittel, theils als Gegengift gegen die übrigen Aconitarten u. Ranunculus Thora, haben aber selbst betäubende, scharf giftige Eigenschaften. b) A. Napellus: Wurzel rübenartig, Blätter fußförmig, Blüthenhülle abfallend, Honiggefäße liegend, Samen runzelig-faltig; A. Napellus, der wahre od. Napell-Sturmhut, mit violetter, seltener röthlicher od. weißer, außen kahler, innen haariger Blüthenhülle, deren Kappe halbkugelig, klaffend u. kurz geschnäbelt ist, umgebogener, ausgerandeter Lippe des an der Spitze kopfförmigen Honiggefäßes, 3 bis[95] 5 bräunlichen, kahlen Balgkapseln, mit schwarzbraunen, geschärft 3kantigen Samen u. lang 3spaltigen u. eingeschnitten fiederspaltigen Blattlappen, mit schmal linealen Zipfeln. Auf höheren Gebirgen Mitteleuropas, bes. in der Nähe der Sennhütten. Hierher gehört auch A. pyramidale Mill., Neubergense De C, Koelleanum Rchb., hians Rchb., ferox Wall. u. a. c) Cammarum: Wurzel knollig, Blätter fußförmig, Blüthenhülle abfallend, Honiggefäße sehr groß, lang, aufrecht od. liegend; Samen am Rücken faltig geflügelt; A. Cammarum Jacq., der langhelmige Sturmhut, mit großen, blaßvioletten, od. weißen, blaugerandeten Blüthenhüllen, aufrechter, kegelig gewölbter Kappe mit gerad vorgestrecktem Schnabel, aufrechtem Honiggefäße u. breiten, 3spaltig fiederigen Blattabschnitten; vorzüglich an Quellen, Bächen u. Flüssen der Gebirge Mitteleuropas. Hierher gehören auch A. cernuum Wulf, variegatum L. u. a. d) Corythaeolon: Wurzel knollig, Blätter fast fußförmig, Blüthenhülle abfallend, Honiggefäße liegend, Samen am Rücken faltig runzelig; A. Stoerkian um Rbch., s. Napellus Mill., Stoerk.. Schk., Störks od. großer blauer Sturmhut, die bekannteste, in Gärten oft angepflanzte, nach dem k. k. Leibarzte Störk benannte Art, mit rettigförmiger, faserig filziger Wurzel, dunkelgrünen, ölglänzenden, 7theilig fußförmigen Blättern u. mittelgroßen, violettblauen od. weißen, blaugesäumten Blüthen; die rundgewölbte Kappe ist wenig zusammengedrückt, u. die Honiggefäße, mit herzförmiger Lippe, sind hell-, an der kopfförmigen Spitze dunkelblau; die 3–5 Kapseln haben schwarzbraune Samen; in Bergwaldungen fast durch ganz Europa. Alle Theile, bes. aber Blätter u. Wurzel, besitzen eine starke Schärfe, erregen einen brennenden Schmerz u. erhöhte Absonderung des Speichels; der Saft der Bläiker verursacht vorzüglich gefährliche Zufälle u. schnellen Tod. Noch heftiger wirkt die Wurzel; Erbrechen, Fieberkälte, Schwindel, Schlafsucht, Wuth u. endlich der Tod sind die gewöhnlichen Folgen. Der Honig, den die Bienen aus den Blumen sammeln, ist ebenfalls sehr schädlich. In den Officinen hat man außer dem Kraute auch die Wurzel, das weingeistige Extract, die Tinctur (s. Aconitin). Hierher gehört auch A. palmatifidum Rchb. u. exaltatum Bernh. e) Lycoctonum: Wurzel ästig, Blätter handförmig getheilt, Blüthenhülle abfallend, Kappe lang u. schmal, Honiggefäße aufrecht; A. vulparia Rchb., s. Lycoctonum Jacq., Fuchs- od. Wolfstod-Sturmhut, mit mattgrünen, etwas weißlich gefleckten Blättern, die unteren sehr lang gestielt, herzförmig rundlich u. bis über die Mitte in 7–9 keilförmige, 3spallige, gesägte Lappen getheilt; Blüthen gelb, seltener blaßlila od. violett; die Kappe walzenförmig, nach oben keulig verdickt, mit kurzem, vorgestrecktem Schnabel; Kapseln kahl od. weichhaarig; in Bergwäldern Europas u. NAsiens; Wurzel u. Blätter (Radix et herba aconiti lutei vel lycoctoni) waren sonst officinell u. sind sehr giftig; mit der Wurzel tödtet man Wölfe, Füchse u.s.w. Eine Abkochung braucht man zur Vertreibung des Ungeziesers der Hausthiere u. Vertilgung der Mäuse.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 95-96.
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