Ampulla

[434] Ampulla, 1) (röm. Ant.), zweihenkelige, bauchige, thönerne od. gläserne Flasche zu Flüssigkeiten, bes. zum Salböl in Bädern; 2) Trinkflasche bei Tische; 3) (A. chrismătis), Gefäß für das heilige Öl in katholischen Kirchen. Als Chlodwig I., König der Franken, 496 zu Rheims die Salbung empfangen sollte, brachte eine Taube vom Himmel eine A. (A. Remeasis, la Sainte Ampoule), in welcher sich das heilige Öl immer von selbst wieder erneuerte, woraus später die Könige von Frankreich gesalbt wurden. Die Kirchenstürmer der Revolution zertrümmerten sie, ein Gläubiger las aber ein Stück auf, verwahrte es als Reliquie u. stellte es nach Rückkehr der Bourbonen dem Erzbischof von Rheims wieder zu. In diesem Bruchstück war etwas vertrocknetes Öl geblieben, wovon 1825 Karl X. gekrönt wurde. Zum Andenken an das Bringen dieses Fläschchens durch eine Taube soll der Orden der heiligen Ampel (Ordre de Ste. Ampoule) von Chlodwig gestiftet worden sein. Ordenszeichen angeblich an einem schwarzen Bande ein goldenes Kreuz mit 4 Lilien in den Winkeln u. einer Taube in der Mitte, die im Schnabel ein Fläschchen hält; 4) Gefäß für den Wein u. das Wasser zum Abendmahl auf dem Hochaltar. 5) (Anat.), Bläschen od. ähnliche Höhlung organischer Theile, bes. auch als Rudiment von Körperorganen in frühester Bildung derselben. So Ampullae intestinōrum (A. chylifĕrae, A. Lieberkühniānae, Ampullen der Gedärme) kleine, kaum wahrnehmbare Höhlungen der zottigen Darmhaut, durch welche die Einsaugung des Chylus geschieht; Mündungen der Lymphgefäße; Ampullae canalĭum semicircularĭum, s. Ohr; A. chyli (Ampulle des Chylus), bei Säugethieren die bauchartige Erweiterung des untersten Theiles des Milchbrustganges; A. ureterĭum, bisweilen vorkommende erweiterte Stellen in den Harngängen od. [434] Harnleitern; 6) (Bot.), Schlauch, Blase; 7) (Rhet.), so v.w. Schwulst, überladener Schmuck.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 434-435.
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