Aräometer

[657] Aräometer (v. gr.), Instrumente zur Bestimmung des specifischen Gewichts fester od. flüssiger Körper unter Anwendung der beim Eintauchen von Körpern in Flüssigkeiten geltenden hydrostatischen Gesetze. Nach dem Archimedischen Princip verliert nämlich ein eingetauchter Körper so viel an seinem Gewicht, als das Gewicht des gleichen Volumens Flüssigkeit beträgt, u. ein schwimmender Körper sinkt so tief ein, bis das verdrängte Volumen der Flüssigkeit an Gewicht dem schwimmenden Körper gleich kommt. Hierauf beruhen zwei Arten der A.: a) das Nicholsonsche A. (Gewichts-A., Hydrometer) vorzüglich zur Bestimmung des specifischen Gewichts fester Körper; ist ein hohler Körper von Messingblech, an welchem unten ein Bleigewicht u. eine Wagschale angebracht ist, trägt oben auf einem seinen Stäbchen einen Teller zum Auflegen von Gewichten. In Wasser getaucht schwimmt er aufrecht u. ragt mit dem oberen Theil des hohlen Messingkörpers aus dem Wasser. Durch aufgelegte Gewichte bringt man das A. zum Einsinken bis zu einer an dem Stäbchen angebrachten Marke; hierauf legt man den zu untersuchenden Körper, z.B. einen Diamant, auf u. entfernt das Gewicht, bis das A. den normalen Stand wieder annimmt, hierdurch erfährt man das absolute Gewicht des Diamanten; endlich legt man den Diamanten in die Wagschale unter Wasser u. ersetzt den Gewichtsverlust durch Gewichte. Dividirt man mit dem so gefundenen Gewichtsverlust in das absolute Gewicht, so findet man das specifische Gewicht; b) Scalen-A. (A. im engeren Sinne) bestehen aus einer,[657] mit einer Scala versehenen Glasröhre, an welcher eine, mit Quecksilber od. Blei od. Siegellack u. Schrot gefüllte Kugel befestigt ist u. welche durch ihr größeres od. minderes Einsenken in die Flüssigkeiten deren mindere od. größere Dichtigkeit anzeigt. Der Punkt, bis zu welchem das A. in Wasser eintaucht, heißt der Wasserpunkt. Damit nun die Röhre nicht zu lang werde, construirt man A. für Flüssigkeiten, die leichter als Wasser sind, z.B. Alkohol, an denen der Wasserpunkt den obersten Punkt der Scala einnimmt, u. A. für schwere Flüssigkeiten, z.B. Salzlösungen, an denen der Wasserpunkt den tiefsten Punkt einnimmt. Die Scala ist nun entweder aa) so gefertigt, daß sie das Volumen des eingetauchten Theiles angibt, Volumeter; dann ist der Wasserpunkt durch 100 bezeichnet, die Nummern der gleich weit von einander abstehenden Scalastriche wachsen nach oben, u. man findet das specifische Gewicht durch Division des beobachteten Theilpunktes in 100; od. bb) so, daß sie unmittelbar das specifische Gewicht angibt, dann ist der Wasserpunkt durch 1 bezeichnet, die Zahlen der Theilstriche werden nach oben kleiner; diese beiden Scala rühren von Gay-Lussac her; od. cc) so, daß sie sogleich den dem betreffenden specifischen Gewicht entsprechenden Gehalt der Flüssigkeit an Alkohol, Salz etc. angibt, Procent-A. Dann sind für verschiedene Flüssigkeiten besondere A. nöthig; wie der Alkoholometer für Alkohol enthaltende Flüssigkeiten. Gut sind die von Baumé, Cartier, Richter u. Meißner; sehr genau die (sehr complicirten) von Tralles, die in Preußen, u. von Gay Lussac, der in Frankreich eingeführt ist. Die Bierwage, Salzspindel (Solwage) zur Prüfung des Salzgehaltes der Sole; die Mostwage, welche Hahn in Echterdingen zuerst verfertigte; die Landmann-Kinzingschen sind aber die besten; Alkalimeter, zur Bestimmung des Laugengehaltes eines Fluidums, in das. er gesetzt wird; der Saccharometer zu der des Zuckergehaltes. Bei einigen A-n, so bei dem Alkalimeter, ist noch ein Thermometer an dem Instrument angebracht, um die durch die größere Ausdehnung bewirkte Differenz des Gehaltes der Flüssigkeiten zu bemerken. Davon Aräometrie, die Wissenschaft, das specifische Gewicht der Flüssigkeiten zu bestimmen, so wie die Kenntniß der dazu dienenden Werkzeuge; u. Aräometrische Tabellen, Zahlentabellen, welche die Gehalte der verschiedenen Auflösungen an Salz, Säure, Alkohol etc. nach ihrer Dichtigkeit in Procenten angeben. Man findet sie in allen chemischen Handbüchern. Tralles gab gute, Meißner revidirte sie u. Meinecke brachte solche in Linearzeichnungen zur bequemen Übersicht.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 657-658.
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